Es gab eine Phase in meinem Leben – eigentlich waren es zwei, aber das ist heute egal –, in denen Stuttgart für mich sehr wichtig war. Vor allem in den 80er-Jahren besuchte ich die Stadt oft: lungerte anfangs der 80er-Jahre im »Exil« oder im »Soho« herum, ging am Ende der 80er-Jahre sehr oft in die »Röhre« oder ins »Casino«. Als ich anfangs der 90er-Jahre den beschaulichen Schwarzwald verließ, um nach Karlsruhe zu ziehen, veränderten sich meine Bezugspunkte.
Unlängst war ich seit langem mal wieder in Stuttgart. Weil ich aus verschiedenen Gründen sehr viel Zeit hatte, bummelte ich einige Zeit durch die Innenstadt: die Königstraße hoch und runter, durch die Calwer Passage – die mich 1981 noch in maßloses Staunen versetzt hatte – und über den Rotebühlplatz, in die »Markthalle« und ein wenig durch den Schlossgarten. Das Stuttgart von heute bekam ich nicht mehr zusammen mit dem Stuttgart meiner Erinnerungen.
Die Stadt ist glitzerig geworden. Früher gab es auch in der Innenstadt viele schmuddelige Ecken, wo man ärmere Leute antreffen konnte, wo sich unsereins mit einer Dose Bier hinsetzte, ohne angestresst zu werden. Heute wirkt alles neu und modern und schick.
Auf den Straßen sah ich zumeist ordentlich aussehende Menschen, gepflegt und wohlhabend, im Einkaufswahn oder eher locker. Sie strömten in Massen durch die Einkaufsstraßen, sie wirkten alle unaufhörlich in Bewegung. Auf einmal kam mir Karlsruhe so richtig provinziell und kleinstädtisch vor; Stuttgart hat sich irgendwie zu einer Metropole gewandelt, in der ich keine Punks oder arme Leute wahrnehmen konnte.
Schön war allerdings eines: Es gibt wieder Skater in der Innenstadt. Junge Männer fegten mit ihren Brettern über einen Platz hinter dem Königsbau; sie übten, und sie filmten sich dabei. Sie wirkten fröhlich und engagiert zugleich, und sie waren ein wenig zersaust. Darüber freute ich mich im aufgeräumten, schicken Stuttgart dann doch am meisten.
Es gibt, zum Glück, immer noch Punks in Stuttgart. Meist in der Gegend um den Karstadt Sport am Bahnhof, oder in der "Freßgasse" (Schulstrasse). Nur noch selten im oberen Schloßgarten, wo sie morgens gerne waren. Dort sind mittlerweile eher die Roma zu finden.
AntwortenLöschen"Glitzerig". Hm. Für Stuttgarter wirkt die Stadt eher immer dreckiger, Baustellen wohin man schaut. Mittendrin natürlich DIE Baustelle schlechthin, von der man laut dem Ex-OB nichts mitkriegen sollte, die aber den mittleren Schloßgarten zerstört hat. Zusammen mit dem Rosensteinpark wegen der Baustelle Rosensteintunnel wurde und wird die grüne Lunge Stuttgarts zerstört.
Was es inzwischen reichlich gibt sind Einkaufszentren, die auch gerne in Schieflage geraten wie die Königsbaupassagen oder das neue Gerber (Spottname "Sterber"). Beim Milaneo ist es nur ein Frage der Zeit.