Dass ich meinen Zeitplan nicht nach den Bedürfnissen der Pegida-Anmelder ausrichte, dürfte einleuchten. Der normale Beruf und das normale Leben gehen schließlich vor, und die Reihenfolge ist – mit einem gewissen Zähneknirschen – auch korrekt formuliert. Trotzdem begab ich mich am Dienstag, 12. Mai 2015, mal wieder zur Demonstration gegen den Pegida-Aufmarsch.
Als ich ankam, lief die Kundgebung der Rechten bereits. Schätzungsweise 80 bis 100 Leute standen unter Deutschlandfahnen auf der Amalienstraße und sangen das Deutschlandlied. Rings um die sie hatte sich die Polizei aufgebaut, und überall hinter und an den Sperrgittern standen Demonstranten, die pfiffen und brüllten und sonstwie Radau machte. Die Pegidioten wirkten wie ein erbärmliches Häufchen, und fast hätte ich mit ihnen Mitleid gehabt.
Die Gegendemonstration war diesmal wie ein Straßenfest aufgezogen worden. Ein Lastwagen war zur Bühne umfunktioniert worden, es gab Informationsstände politischer Gruppen, und es gab Essen sowie Getränke; alles in allem herrschte eine fröhliche Stimmung. Das herrliche Sommerwetter trug sicher dazu bei. Ich stand viel herum und redete mit Bekannten, guckte den Nazis ab und zu auch mal zu, ignorierte sie aber meist.
Als es später mal für einige Minuten regnete, flüchtete ich mich mit einigen Bekannten unter die Bäume. Aus den Lautsprechern drang zu diesem Zeitpunkt sogar klassische Musik, und dazu tanzten einige Leute – das hatte was im Sommerregen.
Das Wetter wurde besser, die Pegida lief los. Ich spazierte zur Straßenkreuzung zwischen Wald- und Sophienstraße, um dort mehr oder weniger lautstark zu protestieren; hier gab es ein wenig Geschubse mit der Polizei. Auf einem Balkon, unter dem die Pegida durchmarschiert, wurde ein »Gegen Nazis«-Transparent entrollt, und es lief »Imagine« von John Lennon aus den Boxen – das hatte was.
Später waren die Nazis wieder auf der Amalienstraße und wir auf dem Stephansplatz. Es war eher langweilig. Musik lief, die Polizei war eher entspannt und tat cool, das erbärmliche Häuflein Pegidioten hörte irgendwelchen Reden zu und wurde dann von der Polizei wegbegleitet. Alles in allem ein entspannter Frühsommerabend in der Innenstadt von Karlsruhe ...
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