Im Jahr 1996 war Punkrock wieder da – und zwar auf den unterschiedlichsten Ebenen. Die Chaostage-Trilogie der Jahre 1994 bis 1996 hatte dafür gesorgt, dass Punk auf der Straße wieder eine Nummer war. Und musikalisch spielten haufenweise Bands eine kommerzielle Variante von Punkrock, die sogar radio- und auf jeden Fall musikfernsehtauglich war.
In dieser Zeit platzierte die Terrorgruppe aus Berlin ihre zweite Langspielplatte – die gab's damals auch gleich als CD, dem angesagten Format überhaupt. »Melodien für Milliarden« kam mit einem umfangreichen Booklet und zeigte die Band auf der Höhe ihres Könnens.
In diesem Sommer 1996 gab es die Terrorgruppe gerade mal seit drei Jahren. Die Burschen hatten sich landauf, landab die Finger blutig gespielt und überall für fröhlichen Pogo gesorgt. Wer an deutschsprachigen Punkrock in den 90er-Jahren dachte, kam recht schnell auf die Berliner. Dass aus der einen oder anderen Ecke der Kommerz-Vorwurf erhoben wurde, ignorierte man gelassen – zumindest tat man so.
Die Platte war richtig gut – und sie ist es immer noch, wenn man sie sich heute anhört. Es herrscht klassischer Punkrock vor, mit Melodie und einem ordentlichen Tritt in den Hintern der Leute, die sich das in aller Gemütsruhe anhören wollen. Dazu gibt's immer mal wieder einen Schuss Ska, gelegentlich frönt man dem poppigen Song, und alles wird zu einer unangestrengt wirkenden, super-unterhaltsamen Soße zusammengerührt.
Sehr schön sind die Texte der einzelnen Stücke. Die Band war selten explizit politisch, verzichtet auf eindeutige Aussagen zu aktuellen Themen der Zeit – und hat sich deshalb immer klar positioniert. Die Weltsicht ist sarkastisch bis zynisch, man findet Polizei, Staat und Gesellschaft meist doof oder lohnt alles gleich komplett ab.
Das wird aber mit viel augenzwinkerndem Humor serviert. Die Band ist und war keine reine Spaßkapelle, wenngleich ihre Auftritte oft feuchtfröhlich und knallig zugleich waren. Das alles merkt man der Platte heute noch an. Wer sich für guten deutschsprachigen Punkrock interessiert, kann und sollte die Terrorgruppe kennen; und »Melodien für Milliarden« ist ein Beispiel dafür, wie cool Punk in der Mitte der 90er-Jahre sein konnte.
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