14 Oktober 2014

Kirchen, Dörfer, Amazonen

Dass es Autorinnen und Autoren gibt, die Amazon sehr kritisch gegenüber stehen, ist bekannt. Ich selbst bin auch kein Freund des Internet-Großhändlers, habe mich dazu bereits an dieser Stelle geäußert, muss aber feststellen, dass viele Argumente, die man neuerdings zu hören bekommt, sehr seltsam klingen.

So geht es neuerdings gegen das Amazon-Angebot »Kindle Unlimited«, in dem manche nicht mehr und nicht weniger als den »Ausverkauf der Literatur« sehen. Unter anderem wird als Argument genannt, dass die Autoren »beleidigend niedrig« bezahlt werden.

Ganz ehrlich: Das mag im Einzelfall zutreffen. Mit dem neuen Amazon-Programm wird sicher so gut wie niemand große Reichtümer erwerben. Aber wer als Autor einen ganz normalen Vertrag mit einem ganz normalen Verlag abschließt, wird dabei ebensowenig reich. Er oder sie bekommt im normalen Fall ein halbwegs vernünftiges Garantiehonorar – später folgen entsprechende Prozentzahlungen.

Sehr häufig bezahlen selbst große Verlage ihre Autoren unter Stundenlohnaspekten nämlich ebenso »beleidigend niedrig«. Gäbe es das deutsche Subventions-, Kulturförderungs- und Stipendiumswesen nicht, könnten viele der sogenannten Hochliteraturautoren nicht überleben.

Bei den meisten Autoren wäre es unter Stundenlohnaspekten besser, sie würden sich als Bedienung in eine Kneipe stellen; das ist zwar sehr anstrengend und wird nicht besonders gut bezahlt, kann aber durchaus Spaß machen und sichert einem ein soziales Umfeld. Manchmal denke ich, dass manche Kritiker bei ihrer Argumentation die Kirche im Dorf lassen sollten.

1 Kommentar:

  1. Und der beste Witz an der Hetze gegen Amazon ist, wie ich finde: Niemand ist gezwungen, mit Amazon zu arbeiten. Also: WTF?

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