Zu den ungewöhnlichen Fanzines der 60er-Jahre zählt der »Anabis-Sonderdruck«, den Roland Kloss im Sommer 1966 veröffentlichte. Für die damalige Zeit sehr unüblich war die Art des Drucks: Es wurden keine Matritzen verwendet, sondern eine Art Offsetdruck, die dem ganzen Heft damit ein sehr professionelles Aussehen verlieh.
Der Titel war schlicht und eindeutig: »Utopie und Phantastik im Georg Müller Verlag«. Es handelte sich tatsächlich um eine Bibliographie, und der Fanzinemacher widmete sie laut Vorwort »allen Sammlern und Liebhabern phantastisch-utopischer Literatur«.
Der Georg Müller Verlag war in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg und danach tätig. Mit Alfred Döblin, E.T.A. Hoffmann und Hans Heinz Ewers waren Autoren vertreten, die einem Literatur-Interessierten auch heute noch etwas sagen. Von Hermann Esswein und seinem Roman »Flimperpimper, das große Geldschiff« hatte ich allerdings bislang nie gehört – diese »prähistorich-moderne Kultur-Groteske« wurde 1908 publiziert.
Die Illustrationen, von denen in dieser Bibliographie leider nur sehr wenige zu finden sind, stammten von Alfred Kubin; ich finde sie hundert Jahre danach ausgesprochen reizvoll. Wenn ich mir das Fanzine nach all den Jahren durchschaue, erwacht bei manchen Titeln die Neugierde: Was stand in den Büchern wirklich drin?
Schön ist auf jeden Fall, zweierlei festzustellen: Schon anfangs des 20. Jahrhunderts gab es eine reichhaltige Phantastik im deutschsprachigen Raum, die leider heutzutage so gut wie vergessen ist. Und man beklagte schon 1966 die Tatsache, dass darüber so gut wie niemand Bescheid weiß ...
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