Wer sie gepflanzt hatte, erfuhr ich nie – aber auf einmal wuchs eine einsame Sonnenblume auf dem Grünstreifen unweit von unserer Wohnung. Sie wuchs und gedieht, und nichts geschah ihr. Kein Wind fegte sie um, kein Fußball von einem spielenden Kind traf sie; ab und zu schien sie sogar jemand zu gießen.
Wann ich mit dem Rad vorbeifuhr, freute ich mich über ihren Anblick. Im »öffentlichen Raum« einer kleinen Großstadt war sie ein echt »heller Fleck«.
Ab und zu hielten Menschen vor ihr an, sie ließen sich mit der einsamen Sonnenblume fotografieren. Mit den alten Gebäuden im Hintergrund sah das bestimmt schick aus.
Bis zu diesem Wochenende: Jemand schnitt sie ab. Es war ein sauberer Schnitt, etwa auf der Höhe des Stiels. Kein Vandalismus, kein Besoffener also, der die Blume im Verstolpern knickte. Es war jemand, der mit Sorgfalt ans Werk ging: Mit einer Schere oder einem scharfen Messer wurde die Blume sauber abgetrennt.
Ich war echt fassungslos.
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