Man kann sich ja darüber streiten, wo die Grenzen für ein Fanzine anfangen und wo sie enden. Nach all meinen Definitionen sind die »Hornsignale« aber ein Fanzine: Fantasy-Fans schreiben über die Fantasy-Welt Magira und dort vor allem über das phantastische Land Clanthon, zeichnen Figuren, erfinden Geschichten, machen also lauter Dinge, die in der »normalen Welt« nicht gerade kapiert werden.
Schaue ich mir die Ausgabe 310 der »Hornsignale« an, die dieser Tage erschienen ist, wird das Schräge einer Fanzine-Produktion auf die Spitze getrieben. Das Heft umfasst 60 Seiten, die etwa das Format eines Vokabelheftes haben, aber quer geheftet sind. Es enthält Lieder – der Untertitel lautet auch konsequenterweise »Liederbuch zu Helborn«.
Tatsächlich: Lieder!
Wer sich das nicht vorstellen kann, der möge sich klarmachen, dass es hier um eine Fantasy-Welt geht. Und in einer solchen Welt wird logischerweise auch gesungen. In diesem Fall handelt es sich um das Land Clanthon, dessen Kultur im Prinzip der des frühen Mittelalters entspricht, also die heute deutschen Ländereien um das Jahr 1000 herum.
Also gibt es Sauflieder wie »Roter Wein im Becher« oder die pathetische »Clanthonische Hymne«, staatstragendes wie »Einhorn auf der Brust« oder »Nackt und gefesselt«, das man kaum erklären kann ... Es handelt sich um eine bunte Mischung, die ich zumindest witzig finde.
Das Beste an dem Fanzine ist aber der Umschlag: Das Ding ist echt in Leder gebunden, dickes Leder sogar, und eingeprägt ist das Wappen des Einhorns. Ich habe noch nie in den vergangenen Jahrzehnten ein Fanzine gesehen, das dieser »Hornsignale«-Ausgabe in punkto Optik nahekam: meine respektvolle Gratulation an die Macher dieses ungewöhnlichen Fanzines!
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