Dass es die Skeptiker aus Berlin schon seit 1986 gibt, dürfte zum allgemeinen Punkrock-Wissen gehörte. Die Band fing zu DDR-Zeiten an, fiel schon damals auf und gehörte in den frühen 90er-Jahren zu den Bands, die dank der Stimme des Sängers und recht komplexer Texte aus dem Deutschpunk-Umfeld herausragten. Mit »Aufsteh'n« liegt jetzt die zehnte Platte der Band vor; ich habe die schön gestaltete CD gehört.
Schon beim ersten Anhören wird klar, wie präsent die Stimme des Sängers ist: das rollende »R«, die starke Betonung der Wörter – das alles passt zu den komplexen und manchmal altmodisch formulierten Texten. »Leuchten noch die Sterne, wenn man tief und tiefer, wenn tief ins Dunkel fällt?« Solche Texte sind weder für Punkrock noch für allgemeine Rockmusik mit deutschen Texten typisch; das muss man dann auch mögen.
Musikalisch hat sich die Band weit vom klassischen Punk entfernt. Gelegentlich lässt man es noch krachen, meist präsentieren die Musiker auf der Platte eine Mixtur aus allen möglichen Rockmusik-Einflüssen, selten plunkert sogar ein Offbeat dazwischen, gibt es bei »Niemals mehr« sogar eine Gitarrenballade oder wird – wie bei »Erwartung« – recht aufwendig produziert.
Manchmal klingt die Band, als wolle sie klassischen Polit-Rock spielen: Die Skeptiker kritisieren »Das System«, oder sie beschwören »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit«. Mir ist das dann doch zuviel an erhobenem Zeigefinger und zu wenig an rotzigem Punkrock.
Dass ich mit der CD nicht sonderlich warm werde, liegt aber eher an mir – die Band ist gut, die Musiker wissen, was sie tun, und die Platte wird sicher ihre Freunde finden.
Hier noch einige Hintergründe und Songtexte zur aktuellen SKEPTIKER-Platte (kann man sich ja mal angucken, denk ich):
AntwortenLöschenhttp://www.dieskeptiker.com/index.php/19-lyrics/42-aufsteh-n-2013
Hmm, ist der erhobene Zeigefinger nicht sowas wie eine andere Form der andauernden Wut? Genauso wie um die Wut zu pflegen, und die Stimme auch nach Jahren noch zu erheben, gehoert zum Zeigefinger die gleiche Kraft und Ueberzeugung dass man an sich, dem Gegenueber/der Umgebung/dem System noch was verbessern kann. Das man nicht aufgegeben hat?
AntwortenLöschenMir gefällt die Platte sehr gut - erstmals wieder, seit ihrer ersten EP und dem ersten Album.
AntwortenLöschenFlott, frisch, gut - und herausragend natürlich der Gesang.
Viele Grüße und nachträglich noch ein gutes Neues!