Selbstverständlich hat ein »Asterix«-Band im Jahr 2013 nicht mehr die Bedeutung, die er vielleicht 1973 hatte; seither sind einfach zu viele Jahre vergangen. Trotzdem war ich sehr gespannt darauf, wie die neue Generation an Autoren und Zeichnern das Wagnis angegangen sind, die Abenteuer des kleinen Galliers umzusetzen. Wie mir ging's wohl vielen: »Asterix bei den Pikten« verkauft sich sehr gut, und der Band wurde hierzulande überall rezensiert, sogar von den sogenannten Leitmedien.
Ich gestehe, dass ich mir das Album zuerst im Handel anschaute und durchblätterte, bevor ich es kaufte. Zu enttäuschend fand ich die »Asterix«-Comics der 90er- und Nuller-Jahre. Nach einer ersten Lektüre kann ich sagen: Der Band ist solide erzählt und ebenso solide gezeichnet, er enthält keine Überraschungen, aber auch keine wesentlichen Ärgernisse. Wer früher gerne »Asterix« gelesen hat, wird sich bei diesem Comic auf jeden Fall gut unterhalten.
Worum es geht, kann in zahlreichen Artikeln im Netz nachgelesen werden – das kaue ich jetzt nicht wieder. »Asterix bei den Pikten« ist eine klassische Reisegeschichte und erinnert in positiver Weise an Abenteuer wie »Asterix bei den Briten« oder »Asterix und die Normannen«. Es gibt haufenweise Anspielungen auf die heutige Zeit, die mich teilweise sogar genervt haben, Obelix darf Römer verprügeln, es mangelt nicht an Intrigen in der heimischen Stammeskultur, und Witzeleien über Barden, Fischhändler und modische Gallierfrauen gehören ebenso dazu wie die traditionelle Begegnung mit den Piraten.
(Weiß eigentlich noch jemand, dass es sich bei den Piraten um eine Anspielung auf eine erfolgreiche Comic-Serie der frankobelgischen Klassiker-Zeit handelt? Egal.)
Jean-Yves Ferri erzählt sauber; die Geschichte funktioniert, ohne übermäßig originell zu sein. Die Zeichnungen, die Didier Conrad beisteuert, sind ebenso sauber und funktionell – alles paletti, wenig Berauschendes. Aber mehr habe ich im Moment auch nicht erwartet.
Bleibt die Frage, wer denn so ein neues »Asterix«-Album überhaupt braucht. Die Zeiten, in denen linksliberale Lehrer die »Asterix«-Comics kauften, um ihren Schülern gegenüber zu signalisieren, dass sie mit den neuen Trends mithalten konnten, sind lange vorbei. Den Kids von heute dürfte die Geschichte zu lahm sein, also dürften vor allem Erwachsene den neuen Band kaufen, die »Asterix« schon früher mochten.
Man kann und darf. Man muss nicht. Aber wer sich drauf einlässt, bekommt klassische frankobelgische Comic-Unterhaltung.
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