16 November 2013

Beim noblen Italiener

Es ist schon einige Monate her, und es war richtig warm: Im Sommer 2013 gingen wir abends mit einer Gruppe von Leuten in ein italienisches Restaurant im »Umland«, das als »sehr gut« galt. Wie gut es galt, merkte ich schon daran, dass eine Reihe von teuer aussehenden Autos mit Kennzeichen von außerhalb vor der Tür standen.

Die Preise waren ordentlich, das Essen auch, aber nichts war jetzt so ausgefallen, dass ich es mir für die nächsten zehn Jahre gemerkt hätte. Sensationell im besonderen Sinn war aber der Kellner, der einen besonderen Humor hatte.

»Sie wollen wohl unser Fleisch nicht?«, blaffte er mich an, als ich sagte, ich wollte etwas vegetarisches, fände aber auf der Speisekarte nichts. Dann maulte er ein wenig herum, das aber so lautstark, dass es der ganze Garten mitbekam, und verschwand.

Meine Begleiter beruhigten mich: »Der meint das nicht so, das ist sein Humor.« Ich glaubte es, und da mein vegetarisches Essen, das die Küche dann zauberte, gut schmeckte, wollte ich nicht maulen.

An einem großen Tisch, an dem viele Menschen saßen, machte er viele laute Witze, auf die ich nicht achtete. Als er sich aber mit strammem faschistischen Gruß verabschiedete – er knallte die Fersen zusammen und riss den rechten Arm stramm hoch –, zuckte ich zusammen. »Was soll das denn?«, fragte ich.

»Kein Problem«, beruhigten mich die Begleiter, die das Restaurant kannten. »Das ist nur sein Humor. Der ist ein bisschen schräg.«

Keine halbe Stunde später riss er an der Tür, die das eigentliche Restaurant mit dem Garten verband, in dem wir saßen, ein weiteres Mal den rechten Arm hoch. Niemand reagierte darauf, immerhin lachte auch niemand.

Ich wollte sofort gehen, weil ich vor Wut fast platzte. Aber wieder wurde ich von den Umsitzenden beruhigt. Ich möge doch nicht so humorlos sein, ich hätte doch sonst ein Herz für grobe Späße.

Zähneknirschend blieb ich bis zum Ende. Und nahm mir vor, diesen Laden nie wieder aufzusuchen – so gut kann kein Essen sein, dass ich mir einen solchen »Humor« antun muss.

2 Kommentare:

  1. so gut kann kein Essen sein, dass ich mir einen solchen »Humor« antun muss.

    So sehe ich das auch.

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  2. Anonym8:45 AM

    Grad wo die Italiener mit dem Faschismus nichtmal besonders gut gefahren sind...Andererseits, zum Essen-an-einen-Platz-hintragen muß man auch weder besonders helle, geschichtsbewußt oder moralisch wasserdicht sein. D.h. das würd sogar ein Kanzler oder Bundespräsident hinbekommen. Obwohl - halt- ich glaub das nehm ich vorsichtshalber zurück....

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