29 November 2013

47 Millionen

Als ich noch ein junger Zeitungsschreiber war, damals, also in den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, da besuchte ich einige Seminare. Bei diesen wurde stets über den Niedergang der Zeitungsbranche diskutiert, ebenso über die Tatsache, dass »die jungen Leute« – also meine damalige Generation – immer weniger lesen wolle.

Schaue ich mir heutige Diskussionen an, die besonders gern im Internet geführt werden, ebenso gern im Fernsehen, komme ich mir gelegentlich vor wie in einer Zeitmaschine: Angeblich wird heute noch weniger gelesen als je zuvor, und diejenigen, die sich lauthals darüber echauffieren, gehören oft zu der Generation, der man vor bald dreißig Jahren ebendas bereits vorgeworfen hat.

Aha.

Einige Zahlen gefällig? Laut Media-Analysen lesen derzeit zwei Drittel aller Bundesbürger über 14 Jahren jeden Tag eine gedruckte Zeitung, okay, sie blättern sie meinetwegen durch, und das geistige Niveau mancher Blätter möchte ich nicht diskutieren. Nur: Das sind dann schlappe 47 Millionen Menschen.

Zum Vergleich: Bei Facebook sind 26 Millionen Bundesbürger angemeldet; wie viele von ihnen das Fratzenbuch überhaupt nutzen, weiß ich nicht. Bei Twitter, was ich sehr mag, haben sich gerade mal 825.000 Leute angemeldet. Und im Alter der Lesefaulen, also zwischen 14 und 29 Jahren, gibt es laut dieser Analyse rund 7,1 Millionen Zeitungsleser.

1990 hat sich Bill Gates hingestellt und erklärt, im Jahr 2000 sei die Print-Industrie am Ende. Mittlerweile haben wir 2013, und es gibt immer noch Leute, die Zeitungen lesen. Ich gebe keine Prognosen für 2020 oder 2030 ab, aber ... Bei vielen Diskussionen komme ich mir in diesen Tagen vor, als sei einiges in den 80er-Jahren steckengeblieben.

1 Kommentar:

  1. Ich wette, die erste Titelgeschichte der ersten Zeitung der Welt lautete:

    "Zeitungsbranche in der Krise - immer weniger Menschen lesen noch Zeitung!" :)

    Ist in der Buchbranche doch ähnlich

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