Als ich meine ersten Reisen in große Städte unternahm, nach Stuttgart, Frankfurt oder Köln, da war ich jung und kam vom Dorf. Man schrieb die frühen 80er-Jahren, und ich blickte mit großen Augen auf die Welt.
Entsprechend fasziniert war ich von den Städten – und gleichzeitig war ich entsetzt von vielen Menschen: Müde und kaputt, alt und kaputt, so schlichen viele durch die Straßen. Vor allem in den Innenstädten sah ich Menschen, die aussahen, als hätten sie sich längst aufgegeben; andere hingegen rasten in eleganten Klamotten irgendeiner Karriere hinterher. Die leeren Augen nahm ich bei beiden Gruppen wahr: bei den Strebsamen wie bei den Zurückgefallenen.
Das ist mehr als dreißig Jahre her. Besuche ich heute eine Großstadt, habe ich zwar nicht mehr den »unverbrauchten Blick« der Jugend, aber es hat sich nicht viel geändert. Es gibt die Alkoholiker und Junkies, die einsam herumstehenden Menschen, und es gibt diejenigen, die nur noch Blicke für ihr Smartphone haben und mit ihren Ohrstöpseln so wirken, als schlössen sie sich nicht mit Drogen, sondern mit Musik von der Außenwelt ab.
In den frühen 80er-Jahren waren die »grauen Städte« ein Synonym; man fand sie in zahlreichen Liedern, nicht nur von Punk-Bands. Heute sind die Städte bunter, nicht nur wegen der Graffiti. Die grauen Gesichter und leeren Augen – die sehe ich aber immer noch.
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