Schaue ich mir Fanzines an, die ich in den 80er-Jahren fabriziert habe, komme ich aus dem Staunen kaum noch heraus. Ein schönes Beispiel dafür ist »Böhmi würde arbeiten«, das im Januar 1989 erschien und von mir als »Opus 108« bezeichnet worden ist. Den Titel kann ich an dieser Stelle kaum erklären, dafür müsste man zu sehr ausholen – und besonders wichtig ist das ja nun wirklich nicht.
Es handelt sich um ein sogenanntes Briefbeantwortungs-Fanzine. Ich war nicht der einzige, der in den 80er-Jahren solche Mini-Fanzines produzierte und verschickte. Man sparte damit ein wenig Porto, weil man sie als Büchersendungen verschicken konnte, und man sparte ein wenig Zeit, weil man ganz vielen Leuten auf einmal etwas mitteilte – und vor allem bekam man ohne viel Arbeit ein neues Mini-Fanzine hin, das man letztlich eh für sein eigenes Ego erstellte.
Und um mein Ego ging es in diesem Fanzine, genauer in diesem Egozine. Andere Fanzine-Herausgeber bekommen ihr Fett ab, werden entweder gelobt oder als »pubertierendes Mittelklasse-Söhnchen« beschimpft.
Der Ton ist ganz schön rotzig, teilweise auch arrogant; ich kann mich selbst nicht mehr darin wiederfinden. Allerdings scheint mein »jüngeres Ich« diese Arroganz nicht so bierernst gemeint zu haben, weil es zu viele blöde Witze dazu gibt.
Was bleibt, ist ein seltsames Fanzine, das mir selber fremd ist. Ich kann's glauben, dass ich selbst solche Egozines geschrieben, kopiert und verschickt habe – aber so war das wohl in den späten 80er-Jahren ...
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