Zu den Berufsgruppen, denen ich aufgrund vieler Klischees und schlechter Erfahrungen mit Misstrauen begegne, gehören Politiker. Ein Mann scheint allerdings eine Ausnahme zu sein: Der Mann heißt Hartmut Holzapfel, ist Mitglied der SPD und war zeitweise sogar Kultusminister in Hessen. Im »normalen Leben« außerhalb der Politik ist er Donaldist, beschäftigt sich also pseudowissenschaftlich mit der wichtigsten Ente aller Zeiten.
Herausgekommen bei dieser Tätigkeit ist das wunderbare Büchlein »Überall ist Entenhausen«, das im Rahmen der Schriftenteihe der Phantastischen Bibliothek Wetzlar erschienen ist. Da ich selbst die »Donald«-Geschichten schätze, die Carl Barks in vergangenen Jahrzehnten verfasst und gezeichnet hat, bin ich für solcherart Bücher eine ideale Zielgruppe. Vor allem, wenn auch der Untertitel passt: »Geografie und Soziografie einer imaginären (?) Stadt«.
Unterstützt durch zahlreiche Fußnoten, führt Holzapfel in die Welt von Entenhausen ein. Wir erfahren, wie die Justiz und die Politik koordiniert werden, welche Philosophien vorherrschen und welche Rolle die bekannten Familienmitglieder der Duck-Sippe spielen.
Das ganze wird selbstverständlich in sehr vernünftigem Tonfall und sehr ernst formuliert – wie es sich für eine wissenschaftliche Arbeit gehört. Schön ist beispielsweise der »Exkurs zur Veronkelung«, in dem die unterschiedlichen Familienverhältnisse der Stadt herausgearbeitet werden.
»Überall ist Entenhausen« ist als schmales Paperback erschienen, völlig unillustriert und nicht einmal hundert Seiten dick; davon nimmt wiederum gut ein Dutzend Seiten der Fußnoten-Apparat ein. Wer sich für den Donaldismus interessiert, kommt an dem Büchlein nicht vorbei, muss sich allerdings ein wenig bemühen: Die Internet-Seite der Phantastischen Bibliothek ist so strukturiert, dass man nur durch einiges Suchen bis zu dem Punkt kommt, wo man eventuell bestellen könnte ...
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