Wenn ein Autor gut geschriebener Kriminalromane, dessen Werk ich sehr mag, ein Science-Fiction-Buch veröffentlicht, ist das für mich Pflichtlektüre. Es dauerte trotzdem einige Zeit, bis ich dazu kam, »Chez Max« zu lesen. Der Roman erschien bereits 2006 im Diogenes-Verlag, verfasst wurde er von Jakob Arjouni, dessen in Frankfurt spielenden Krimis viel an spannender und lebensnaher Milieubeschreibung vermitteln.
Das Milieu in »Chez Max« ist stimmig genug: Der Roman spielt im Jahr 2064, das Europa dieser Zukunft sowie die anderen Länder der wohlhabenden Welt haben sich durch Zäune und andere Anlagen von den armen Ländern getrennt. Weltmächte sind Europa und China – und die Helden des Romans sind zwei Geheimpolizisten namens Max Schwarzwald und Chen Wu.
Als Mitglieder der Geheimpolizei sollen der Deutsche und der Chinese gemeinsam gegen Verbrecher vorgehen, aber auch gegen Menschen, die am herrschenden Regime zweifeln. Beide haben sich in ihren Tarnexistenzen eingerichtet, Max hat mit »Chez Max« sogar ein Restaurant eröffnet. Und beide können sich auf den Tod nicht ausstehen, was Max dazu bringt, gegen seinen Kollegen ein Komplott zu schmieden.
Jakob Arjouni schildert seine Hauptfigur als miesen Charakter, als einen Antihelden, der nichts anderes vorhat, als sich durchzuschummeln und andere Leute anzuschwärzen. Er hat sich im System eingerichtet, hinterfragt auch nicht dessen absurden Entwicklungen und betreibt unmoralische Spielchen.
Seien wir ehrlich: Der Roman ist ganz unterhaltsam, aber nicht besonders gut. Seitenweise versucht der Autor, seine Zukunftswelt zu erklären. Er liefert Hintergründe, die als Überlegungen der Hauptfigur eher schlecht kaschiert werden, und er schafft es nicht, aus den Intrigen einen packenden Krimi zu entwickeln. Ich fand seine Darstellung der Zukunftswelt in mancherlei Hinsicht immerhin glaubhaft, wenngleich die technische Entwicklung sehr zurückhaltend geschildert wird.
Immerhin sind die Dialoge gut, und natürlich sind die knappen Beschreibungen des Autors eine echte Freude; das alles kann der Autor. Trotzdem bleibt unterm Strich das Fazit, dass er mit dem Science-Fiction-Stoff seine Probleme hatte: Die Krimi-Handlung wirkt wie an den Rand geschoben und die Science Fiction wirkt manchmal wie eine Aneinanderreihung von möglichst originellen Fakten.
Kein mieser Roman, natürlich nicht, aber weder für Krimi- noch für Science-Fiction-Fans ein Leckerbissen. Dass ich in beiden Genres schon weitaus schlechteres gelesen habe, dürfte jetzt aber nicht überraschen ...
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