Wer sich in Venedig aufhält, wer schon mal von der Stadt gehört hat oder wer gerne die einschlägigen Filme guckt oder die bekannten Bücher liest, der kennt die Rialtobrücke: ein steinernes Gebilde, das sich in einem faszinierenden Bogen über den Canale Grande erstreckt. Tagsüber ist es ein Hauptverbindungsstück zwischen zwei Stadtteilen, und im Sommer drücken sich die Touristen auf den Steinen der Brücke fast platt.
Als wir in der ersten Nacht in Venedig durch das Gassengewirr in Richtung der Brücke spazierten, regnete es leicht. Unsere Schritte hallten von den Wänden der schmalen Gassen wieder, und wir bemühten uns, den größten Pfützen auszuweichen.
Während wir uns dem Kanal näherten, hörten wir auf einmal die Musik. Bässe wummerten durch die Nacht, es klang, als hätten Jugendliche einen Ghetto-Blaster aufgestellt. Tatsächlich: Ein Platz, keine hundert Meter von der legendären Brücke entfernt, erwies sich als Treffpunkt für die ortsansässige Jugend.
Unter den Arkaden der umliegenden Häuser, die tagsüber von Andenkenläden belegt waren, schützten sich die Jugendlichen gegen den Nieselregen. Sie standen in Gruppen zusammen, sie redeten lautstark, telefonierten mit ihren Handys, rannten auch mal über den Platz, hörten Musik oder standen vor offenen Bars, wo sie Getränke holten, die sie im Freien tranken.
Es herrschte eine friedliche, geradezu gelassene Stimmung. Man ignorierte uns, als ob es uns nicht gäbe, was ich angesichts der Touristenmassen in der Stadt gut verstand, und schien sich bestens zu amüsieren. Und über alledem wummerte die Musik – es war wie in einer Open-Air-Disko.
Auch an den späteren Abenden – wir kamen ständig an diesem Platz vorbei – herrschte dort dasselbe Treiben. Bei schönem Wetter standen die Jugendlichen auf dem Platz herum; regnete es, suchten sie unter den Arkaden Schutz. Und es war stets eine touristenfreie Zone – wenn wir uns dort bewegten, wurde rings um uns stets nur italienisch gesprochen.
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