Der Schriftsteller Norbert Zähringer war mir bis vor einem halben Jahr völlig unbekannt. Wir kamen in Kontakt zueinander, weil er für die Tageszeitung »Die Welt« einen Artikel über PERRY RHODAN schrieb – den Artikel fand ich super, und ich bedankte mich hinterher dafür; eine kurze Korrespondenz schloss sich an.
Mittlerweile habe ich »Als ich schlief« gelesen, den 2006 bei Rowohlt veröffentlichten Roman des Schriftstellers, und ich habe tatsächlich Probleme damit, die Handlung des brillanten Werks zusammenzufassen. Es gibt einen Ich-Erzähler in diesem Roman, der aber – wie der Titel andeutet – einen großen Teil der Geschichte im Koma liegt; es gibt familiäre Beziehungen zwischen einem Nazi-Großvater, der nach dem Krieg in die USA gelangte, und einem iranischen Familienzweig.
Zwischen dem Leben in einer WG im Berlin der 80er-Jahre, dem Dritten Reich, dem Elend eines afrikanischen Kleinstaates, einem Irrenhaus am Aralsee oder einem Forschungszentrum in New Mexiko pendelt die Handlung hin und her, mit immer neuen, ungewöhnlichen Blickwinkeln und in einem Stil, bei dem sich knappe Dialoge mit präzisen Beschreibungen abwechseln.
Vielleicht hilft es, wenn ich den Roman als »Schnurre« bezeichne, als eine Ansammlung von ungewöhnlichen Geschichten und Themen, die teilweise mit irrwitzigen, aber stets passenden Sprüngen aufeinander folgen, die aber immer durch die jeweiligen Figuren und ein ganz bestimmtes Buch zusammengehalten werden.
Letztlich thematisiert der Roman immer eines: Was passiert eigentlich mit den vielen Möglichkeiten, die das Leben bereithält? Welche Zufälle gibt es, und was würde passieren, wenn an irgendeinem Punkt der Vergangenheit die Geschichte anders »abgebogen« wäre? Kein Wunder, dass der Autor gelegentlich das Gleichnis von "Schrödingers Katze" aufgreift.
»Als ich schlief« ist ein ungewöhnliches Buch, das sich Genre-Kategorien erfolgreich entzieht, das ich aber rundum unterhaltsam finde. Die 286 Seiten lasen sich superflott, und ich kann's nur jedem Leser empfehlen.
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