Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
18 August 2010
Mitreißendes Buch über mitreisende Menschen
In den frühen 80er Jahren reiste ich mit großer Begeisterung »mit dem Daumen« durch Deutschland und das angrenzende Europa. Das Trampen machte mir einen riesigen Spaß: Ich kam preisgünstig herum, ich lernte viele Leute kennen, und ich sammelte viele Erfahrungen – meist sehr positiver Natur. Allerdings wäre ich nicht auf die Idee gekommen, mich auf einen Güterzug zu schwingen und illegalerweise als »Zug-Tramp« durch die Gegend zu reisen.
Das scheint eher ein amerikanisches Thema zu sein: Die sogenannten Hobos gehören dort gewissermaßen zur Folklore, werden in Liedern besungen und in Büchern thematisiert. Wer mit den Zügen reist, steht so in der Tradition von Cowboys und anderen amerikanischen Helden.
Der Schriftsteller Lucius Shepard, den ich vor allem wegen seiner Science-Fiction-Kurzgeschichten schätze, nahm sich dieses Themas an: Er verfasste eine umfangreiche Reportage über die Hobos, ebenso schrieb er sowohl eine Novelle als auch eine Kurzgeschichte zum Thema.
Zusammengefasst erschien dies in der Edition Phantasia unter dem Titel »Hobo Nation«; ich finde das Buch absolut klasse. Nicht nur wegen der Gestaltung – Hardcover mit Schutzumschlag –, sondern vor allem wegen des Inhalts. Shepard ist ein hervorragender Autor, und auch als Journalist überzeugt er: Er beobachtet genau, er notiert mit bestechender Schärfe, und er schafft es, solche Sprachbilder zu erzeugen, die beim Leser hängen bleiben und ihm einen klaren Eindruck vermitteln.
Nicht nur für Science-Fiction-Fans eine echte Empfehlung! Das 208 Seiten kosten 19 Euro, was nicht wenig ist, angesichts der geringen Verkaufserwartungen für das Buch aber völlig nachvollziehbar wird. Lohnt sich! (Die ISBN ist 978-3-937897-29-5.) Der Verlag hat eine Leseprobe auf seiner Homepage.
Übrigens hat das Buch seinen Punkrock-Anteil: Viele der heutigen Hobos rekrutieren sich aus den Reihen junger Punks. »schmutzige Jungs und Märchen mit Piercings und Tattoos« nennt sie der Autor in einer Szene, in der sie als Gruppe einen fahrenden Zug entern.
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