Die Einheizfeier in der Nacht zum wichtigsten deutschen Feiertag hat sich in den letzten Jahren in Karlsruhe zu einem der wichtigsten subkulturellen Ereignisse gemausert. Das sah ich auch, als ich am Donnerstag abend, 2. Oktober 2008, in der »Rock'n'Roll-Bar« ankam. Hunderte von Leuten trieben sich vor dem Gebäude, in den Treppenhäusern, auf den Halfpipes und vor den Bars herum, viele von ihnen sehr jung - das Durchschnittsalter dürfte knapp unter zwanzig Jahren gelegen haben.
Und weil so viele Leute da waren, beschäftigte ich mich stundenlang mit Labern und Biertrinken. Was auch sonst. So verpaßte ich Biestig komplett, Karlsruhes rotzige Mädchen-Punk-Band; aber die beiden jungen Damen sah ich im Verlauf des Abends dann doch ständig irgendwo.
Von The Equal Men, einer neuen Hardcore-Band aus Karlsruhe, bekam ich nur den Rest mit. Das klang aber gut: wuchtiger Gitarren-Sound mit einem Schuß Melodie, der gegen Ende in einem fürchterlichen Feedback-Gewitter ausklang.
Ziemlich komplett sah ich dafür Lights Out aus Stuttgart, die sich komplett am frühen 80er-Jahre-Hardcore aus den USA orientierten. Wer alte Angry Samoans oder Minor Threat gut findet, wird diese Band lieben - so ging's zumindest mir. Auch die Show auf der Bühne paßte, und wer als junger Mensch ein Guns'n'Roses-Shirt von 1991 trägt, hat zumindest einen guten Anti-Geschmack.
Sehr nett dann noch The Rogue Steady Orchestra aus Göttingen; für die Ska-Band war die Bühne viel zu klein. Zwei Frauen und rund sechs Männer auf der Bühne, flotte Musik und deutsche Texte, ein frenetisch tanzendes Publikum - das war schon ziemlich klasse.
Ich verließ den Saal aber dann doch, weil mir das Labern und Biertrinken vor der Tür lieber war. Und als ich gegen drei Uhr nachts im Nieselregen stand und verzweifelt den Schlüssel zu meinem Fahrrad aus der Hosentasche zu friemeln versuchte, war mir klar, daß ich mal wieder einen gelungenen Konzertabend hinter mich gebracht hatte.
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