Seit einigen Jahren verbindet mich eine Haßliebe mit dem Grand Prix oder dem European Song Contest, wie das alljährliche Treffen der europäischen Heulbojen neuerdings genannt wird. Ich bin mir nicht mal sicher, bei welcher Gelegenheit mein Interesse dafür begann; wahrscheinlich sind ein Kölner und eine Kölnerin daran schuld, die mich vor etwa zehn Jahren in meiner Wohnung in der Hirschstraße besuchten. Bewaffnet mit einem Kasten Bier, schauten wir uns den Grand Prix an, ekelten und amüsierten uns abwechselnd und hatten insgesamt sehr viel Spaß bei dieser Veranstaltung.
Und jetzt wieder. Samstag, 24. Mai - man hat ja sonst nix zu tun. Und diesmal live aus Belgrad. Moment mal, Belgrad, das ist doch die Hauptstadt des kleinen Landes, das ansonsten mit Europa seine Probleme hat. Egal, an diesem Abend zählte das nicht: Millionen schienen auf den Straßen zu sein und die Veranstaltung zu feiern.
Wir waren tapfer und guckten uns alles an: Bands und Sänger aus Armenien und Norwegen, aus Spanien und Serbien, aus Aserbeidschan und der Ukraine, dazwischen einige Briten (ganz grausig), Franzosen (großartig! Sängerinnen mit Vollbärten!) und auch Deutsche. Viel zu lachen gab es, und manchmal gruselte es mich einfach.
Bei einigen Sängerinnen waren die Röcke so kurz und die Ausschnitte so tief, dass sie auch nackisch hätten auftreten können. Beim russischen Preisträger wußte ich nicht, ob ich über die nackte, haarlose Brust, das grausige Englisch, den tanzenden Eiskunstläufer oder den fiedelnden Ungarn mehr lachen sollte. Spitze waren die Finnen, die eine 80er-Jahre-Metal-Band inklusive Kastratengesang aufboten, und mit den Türken war immerhin ein Land vertreten, das halbwegs anständige Musik lieferte.
Den letzten Platz belegte Deutschland mit den No Angels. »Was erwartest du von vier alten Schabracken?«, so der Kommentar einer mir bekannten Person: Die Damen trafen keinen Ton, standen peinlich auf der Bühne herum, bewegten die Hintern zu erbärmlichen 80er-Jahre-Disco und wunderten sich wahrscheinlich hinterher, daß sie überhaupt Punkte bekamen.
Nächstes Jahr ist wieder Grand Prix - mal schauen, wer sich da am besten blamiert.
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