Über das geplante Nazi-Zentrum in Karlsruhe-Durlach habe ich schon einmal geschrieben. Deshalb hier keine komplette Wiederholung der Fakten, die sind schließlich in einem entsprechenden Text in diesem Blog nachzulesen.
Am Freitag, 25. April 2008, gab's die offizielle Kundgebung gegen das geplante Nazi-Zentrum. Aufgerufen dazu hatten diverse Organisationen, darunter die SPD und die Gewerkschaften; es versprach also von vorneherein, eine sehr brave und bürgerliche Demonstration zu werden. Auch recht, in diesem Fall sogar sehr brauchbar - es kann nicht im Interesse der braven Bürger in Durlach liegen, daß sich die Nazis in ihrem schicken Stadtteil breit machen.
Ich kam natürlich nicht pünktlich um 18 Uhr hin; es war wohl halb sieben, bis ich endlich in der Badner Straße ankam. Die Polizei sperrte großräumig die Straßen ab, buchstäblich hinter jeder Hecke stand ein grünweißes Fahrzeug. Ich war gezwungen, einen kilometerweiten Umweg durch die Schrebergärten zurückzulegen, immer wieder an Polizeikontrollen vorbei. Mich ließen die Beamten stets unkontrolliert passieren - es hat schon Vorzüge, als braver Bürger direkt nach der Arbeit zur Kundgebung zu kommen.
Dafür wurde ich von einigen Bekannten schwer gedisst. »Klaus, du bist ja nackt«, war noch das netteste. »Wo ist denn deine Lederjacke?« Jajaja, macht nur Witze, ihr jungen Hüpfer, pfffff.
Die Rednerin auf der Bühne nervte, indem sie gut eine Viertelstunde lang alle Anordnungen der Polizei herunterbetete. Kommentar eines Bekannten: »Ich hab's noch nie erlebt, daß auf einer Demo jemand den ganzen Kram der Bullen vorgelesen hat.« Bürger-Demos sind halt immer ein bißchen arg bürgerlich, denke ich.
Auf jeden Fall standen und saßen bei bestem Frühjahrswetter rund 700 Leute in der Sonne herum. Die Polizei hatte nichts zu tun, gammelte auf dem Gelände des Gartenbauamtes und in den Nebenstraßen herum. Und irgendwo in einem Gelände zwischen Innenstadt und Schrebergärten sammelten sich angeblich zwei Dutzend Nazis - die tauchten aber nicht auf, und ich bekam sie nicht zu Gesicht.
Das angekündigte Nazi-Konzert fiel auf jeden Fall aus, und jetzt kann in Karlsruhe zumindest niemand mehr sagen, er hätte von dem geplanten Zentrum nichts mitgekriegt. Ob die friedliche und ein bißchen langweilige Kundgebung jetzt ein Sieg war oder sonst was, kann ich nicht beurteilen; sie war auf jeden Fall mal ein positives Zeichen.
Nette Berichte gab's - mit Fotos, seufz - auf ka-news und im »stattweb«.
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