27 Oktober 2007

Dr. Wuschel und seine Assistenten

In Hotels kann man seltsame Dinge erleben. Vor allem im Ruhrgebiet. Gestern feierte eine Gruppe von Herren, teils mit Schnips, teils mit Schnauzbärten bewehrt, im Steigenberger Hotel. Sehr laut, sehr fröhlich, sehr männerlastig, was sich an Begriffen wie »Schenkelbürste« oder anderen sowie entsprechend lautem Lachen zeigte.

Wir drückten uns vorsichtig an einen kleinen Ecktisch und bestellten drei Pils - und eine Spezi für den autofahrenden Autor namens Hartmut. Aus Gründen, die den Umfang dieses Textes sprengen würden, wenn ich sie ausführlich beschreiben wollte, saß auf einmal ein Mann in hellem Hemd und dunkler Hose neben uns, breit und blau bis unter die Nasenspitze. Und superfröhlich.

Mr. Superschnaps, der sich als Prokurist von irgendeiner Firma vorstellte, der anscheinend der Chef der anderen laut feiernden Herren war. Er mochte uns schlagartig, versuchte ein Gespräch zu führen, belaberte die zwei Frauen in unserer Vierer-Runde, stellte irgendwann fest, daß Hartmut wohl ein leitender Redakteur beim Deutschen Land-Funk war und erkannte messerscharf, daß ich sein Feindbild sein mußte.

»Was bist denn du für einer? Etwa ein Controller?« Später mutierte ich nacheinander zum »Pesonaler, das ist schlimmer« oder zum »Buchhalter«. (Nein, ich trug keine Krawatte. Ich war sogar ziemlich unrasiert und sah wohl eher müde aus.)

»Dr. Wuschel« war ich irgendwann für ihn, und er war sicher, daß ich als Controller die Spaßbremse in der Runde war. Irgendwann flüchteten wir: entweder in die jeweiligen Zimmer oder hinaus ins Auto.

Manchmal bin ich gern eine Spaßbremse.

7 Kommentare:

  1. Anonym2:37 PM

    Hey Klaus!
    Du vergaßt zu erwähnen, dass er uns nötigen wollte, "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" zu singen!
    Kathrin

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  2. Oh. Ich habe noch ganz andere Sachen zu vergessen erwähnen. Wir können ja jeweils eine Kurzgeschichte schreiben ...

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  3. Anonym11:33 AM

    Hmm, ist es eine Bildungslücke, wenn ich mit dem Begriff »Schenkelbürse« so überhaupt nichts anfangen kann?

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  4. Ähm. Ich hab den Schreibfehler korrigiert. Heißt jetzt "Schenkelbürste". Also eine Bürste für die Schenkel einer Dame. Nochmal anders gesagt: ein Schnauzbart.

    Superlustiger Herrenwitz, über den sich Vertreter und andere Krawattenmenschen in ach so lustiger Herrenrunde mit Schnäpsken und Bier sehr lustig machen können.

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  5. Anonym3:29 PM

    Den Begriff Herrenwitz müssen wir irgendwann ausdiskutieren.
    Ist doch eigentlich nur reichlich sexistisch, diese "Schenkelbürste".

    Gruß D.

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  6. Alle Herrenwitze sind sexistisch. Das ist ihr grundsätzliches Kriterium. Aber die entsprechenden Herrenrunden würden eine entsprechende Bemerkung mit dem Hinweis kontern, sie würden als Männer eh nur den ganzen Tag von Frauen unterdrückt. Oder so ...

    (Und jetzt dazu ein laut kollerndes Lachen unter Schnauzbärten vorstellen.)

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  7. Anonym10:45 AM

    Ich geh gleich mal überprüfen wie gut ich heute rasiert bin!

    Lg D.

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