Wieder mal im Zug, wieder mal in einem Großraumwagen. Die mag ich eher als die Abteile, weil man in diesen zu leicht »zugequatscht« wird. Doch diesmal habe ich Pech.
Schräg gegenüber, an einem Vierer-Tisch, sitzen zwei ältliche Frauen, von denen die eine besonders auffällig ist: Ihre hellroten Haare trägt sie mit einem Stich orange, was sehr apart wirkt; da hat sich der Friseur ein wenig vertan. Der dünne helle Lippenstift auf den dünnen Lippen paßt dazu; er scheint das runde, rosa Gesicht geradezu zu spalten.
Ebenso zum Stil paßt der leichte Pullover in Pink, den sie unter ihrer gelb-rosa gestreiften Jacke trägt. Wenn sie sich bewegt, rasseln die Glasperlen, die sie in einer dreifachen Reihe aus rötlich schimmernden Schnüren um den Hals geschlungen hat.
Die Frau neben ihr sieht richtig gewöhnlich aus: Jeans, dunkelblaue Jacke, ebenso rötlich gefärbte Haare. Sie ist still, was sie sehr sympathisch macht.
Dafür redet die Dame in Pink. Sie redet ununterbrochen, von Hannover bis Karlsruhe. Sie erzählt Details aus der Familie und aus der Vergangenheit. Der Blumenladen in einem Freiburger Vorort wird ebenso thematisiert wie die Leiden ihrer Enkel.
Nur wenn sie ein wenig Kaffee trinkt, hält sie für einige Augenblicke den Mund. Ich hätte ihr am liebsten fünf Liter Kaffee ausgegeben.
Ein kleiner Preis für ein bißchen Ruhe ...
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