Nein, ich bin kein unpolitischer Oi!-Affe, der nichts gebacken bekommt. Aber ich bin auch nicht der große Polit-Theoretiker, der in der Lage ist, umfangreiche Vorträge zu allen möglichen Themen zu halten. Deshalb lasse ich das in meinem Blog sowie in meinem Fanzine. Normalerweise ...
Die aktuelle Krise im Nahen Osten geht mir aber derart auf den Sack, daß ich doch einige Sätze schreiben muß. Ich will da nicht grundsätzlich rumdiskutieren, keine Panik – aber das angebliche Massakker von Kana (oder Qana) ärgert mich komplett.
Seit fast drei Wochen werden und wurden aus diesem Dorf Hunderte von Raketen auf Israel abgefeuert. Die Raketenstellungen sind zwischen und auch in den Häusern untergebracht. Dabei wurden nach israelischen Angaben 18 Zivilisten getötet und einige hundert verletzt. Das interessiert die Weltpresse größtenteils nicht.
Nachdem die israelische Armee wochenlang die Bevölkerung des Dorfes gewarnt hat, kam es jetzt zu dem verheerenden Bombenangriff. Die hohe Zahl der Opfer schockiert die Weltöffentlichkeit. (Die sich keinen Millimeter rührt, wenn im Ostkongo tausend Zivilisten in einer Nacht zu Tode gehackt oder im West-Sudan einige Millionen Leute vertrieben werden. Hier sind die Täter aber Israelis, und dann ist es gleich ein Massakker.)
Nicht zu unrecht, dieses Töten von Zivilisten ist verabscheuungswürdig. Und ebenso unnötig wie die Bombardierung irgendwelcher Fabriken, in denen Milchprodukte hergestellt werden. (Das verstehe ich nicht.) Allerdings ist es vielleicht auch nicht sehr »klug« von den Milizen, Flüchtlinge in der Nähe ihrer Raketenstellungen übernachten zu lassen.
Es macht mich krank, wenn ich mitbekomme, wie einseitig berichtet wird. Aber ich schaffe es nicht, die Glotze auszulassen oder die Zeitungen ungelesen in den Müll zu werfen. Da lese ich lieber die Stellungnahme der israelischen Regierung oder den sehr guten Rungholt-Blog.
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
31 Juli 2006
29 Juli 2006
Das »Fest« tobt wieder mal in Karlsruhe – und wir gehen nicht hin
Schon seltsam, wie sich die Prioritäten entwickeln: Seit 1994 wohne ich in Karlsruhe, und schon im Jahr davor war es eine Pflicht und große Freude, das »Fest« zu besuchen, das riesige Open-Air-Festival in der Klotz-Anlage. Von meiner Wohnung aus bin ich in fünf Minuten mit dem Rad da.
Manchmal freuten wir uns Wochen davor schon. Weniger wegen der Bands, obwohl es da immer wieder tolle Überraschungen gab (ich sag’ nur Faithless, die saugute Elektropopband), als wegen der vielen Leute, die wir dort trafen.
Lars und ich standen immer an derselben Ecke, und dort trudelten im Lauf der drei Tage immer viele andere Leute ein: Punks und Grufties, Metaller und Hardcore-Kids, natürlich genügend normale Menschen. Ein lustiger Pulk aus manchmal vierzig, fünfzig Leuten, die sich untereinander nicht mal alle kannten.
Dieses Jahr interessiert mich das nicht. Das Gedränge der letzten Jahre. Die Tatsache, daß ein Zaun das größte »Umsonst und draußen« in Baden-Württemberg in ein großes Gefängnis verwandelt. Die hohen Bierpreise. Die Unmengen an Menschen.
Nein. Kein Bock. Sollen Kettcar vor 100.000 Leuten spielen, es sei ihnen gegönnt. Es wird ihnen nichts ausmachen, daß ich fehle.
Und lieber einen gemütlichen »Abend zu zweit« verbringe.
Manchmal freuten wir uns Wochen davor schon. Weniger wegen der Bands, obwohl es da immer wieder tolle Überraschungen gab (ich sag’ nur Faithless, die saugute Elektropopband), als wegen der vielen Leute, die wir dort trafen.
Lars und ich standen immer an derselben Ecke, und dort trudelten im Lauf der drei Tage immer viele andere Leute ein: Punks und Grufties, Metaller und Hardcore-Kids, natürlich genügend normale Menschen. Ein lustiger Pulk aus manchmal vierzig, fünfzig Leuten, die sich untereinander nicht mal alle kannten.
Dieses Jahr interessiert mich das nicht. Das Gedränge der letzten Jahre. Die Tatsache, daß ein Zaun das größte »Umsonst und draußen« in Baden-Württemberg in ein großes Gefängnis verwandelt. Die hohen Bierpreise. Die Unmengen an Menschen.
Nein. Kein Bock. Sollen Kettcar vor 100.000 Leuten spielen, es sei ihnen gegönnt. Es wird ihnen nichts ausmachen, daß ich fehle.
Und lieber einen gemütlichen »Abend zu zweit« verbringe.
27 Juli 2006
Ich und ein Literaturfestival
Da der Esel sich bekanntlich immer zuerst nennt, ist diese Überschrift hier völlig beabsichtigt. Es gibt nämlich ein Literaturfestival in Dortmund, bei dem ich als Dozent mitwirken darf. Hey, mal nicht in Sachen Punkrock unterwegs, sondern in Sachen Hochkultur – ich glaub' es nicht.
Das Festival heißt LesArt, und es läuft vom Freitag, 27. Oktober, bis zum Sonntag, 29. Oktober 2006. In der Ankündigung wird es so bezeichnet: »ein Literaturseminar für Schreibanfänger, die keine oder noch sehr wenig Erfahrung mit dem Schreiben, Vortragen und Publizieren ihrer Texte gemacht haben«.
Neben mir sind noch die Autorin Kathrin Lange, der Schriftsteller Dr. Hartmut Kasper sowie die Redakteurin Claudia E. Kraszkiewicz am Start, eine sehr bunte Mischung also. Wer mag, kann daran noch teilnehmen; das nur mal so vorsichtig angedeutet und in den Raum geworfen. Die Teilnehmerzahl ist auf zwanzig Personen beschränkt, und das ganze Schreibseminar kostet inklusive einer Übernachtung schlappe 98 Euro.
Das Festival heißt LesArt, und es läuft vom Freitag, 27. Oktober, bis zum Sonntag, 29. Oktober 2006. In der Ankündigung wird es so bezeichnet: »ein Literaturseminar für Schreibanfänger, die keine oder noch sehr wenig Erfahrung mit dem Schreiben, Vortragen und Publizieren ihrer Texte gemacht haben«.
Neben mir sind noch die Autorin Kathrin Lange, der Schriftsteller Dr. Hartmut Kasper sowie die Redakteurin Claudia E. Kraszkiewicz am Start, eine sehr bunte Mischung also. Wer mag, kann daran noch teilnehmen; das nur mal so vorsichtig angedeutet und in den Raum geworfen. Die Teilnehmerzahl ist auf zwanzig Personen beschränkt, und das ganze Schreibseminar kostet inklusive einer Übernachtung schlappe 98 Euro.
23 Juli 2006
Heißer Tag, harter Job
Ich weiß nicht, welcher Teufel mich geritten hat, als ich versprach, mich an der Vorbereitung des sogenannten Hausfestes zu beteiligen: Unser Wohnblock, in dem rund 20 Mietparteien und Eigentümer wohnen, feierte sich selbst, und ich sagte, »ich helfe gerne bei den grobmotorischen Tätigkeiten«.
Am Samstag, 22. Juli, ging es morgens um halb zehn Uhr los. Im Halbschlaf kroch ich durch das Haus und wurde erst richtig wach, als mir eine Wasserflasche im Treppenhaus zerplatzte. Es knallte enorm, und die ganze Mannschaft war in Aufregung.
Pervers fand ich die frühe Zeit trotzdem, aber da hielten sich die Temperaturen noch unter 30 Grad. Ich schleppte Bierbänke und Grillzeugs, baute Zelte auf und stellte mich gar nicht so blöd an.
Nachdem wir eingekauft hatten, ging es in der Wohnung weiter: Gemüse putzen und schneiden, was man als tapferer Hausmann eben so erledigt, wenn man sich mehr oder weniger freiwillig als Küchenhelfer verdingt. Der Couscous-Salat, den meine Lebensgefährtin zauberte, war allerdings dann auch spektakulär gut. Die bei 34 bis 36 Grad brodelnden Temperaturen in Karlsruhe leider ebenfalls.
Und »leider« war eine Reihe anderer Salate – jeder spendete irgendwas – ebenfalls sehr gut geworden. Von 18 Uhr bis etwa 20 Uhr futterte ich mich etwa vier mal quer durch das Salat-Büffet, bis ich mich kaum mehr rühren konnte. Fairerweise muß ich eingestehen, daß das viele Bier sicher auch zum Völlegefühl beitrug.
Mein »Ende« kam nach Mitternacht, als aus nicht genau geklärter Quelle (okay: wir waren’s selbst) eine Flasche Puschkin auf den Tisch hüpfte und von mir, meiner Freundin und dem Herrn Feurer vernichtet wurde. Damit wir hinterher immer wieder nüchtern wurden, tranken wir zwischen je zwei Schnäpslein stets ein Bier.
Als ich gegen halb vier Uhr morgens die Segel strich, sprach ich nur noch recht ... ähm ... unartikuliert. Die anderen Nachbarn, die sich um diese Zeit an Bierflaschen, Weingläsern oder anderem Zeugs festhielten, sprachen aber auch nicht mehr sehr fit. Also fiel ich kaum negativ auf.
Und heute? Heute mußte der ganze Mist bei tropischen Temperaturen aufgeräumt werden. Ich tat mir gründlich leid.
Am Samstag, 22. Juli, ging es morgens um halb zehn Uhr los. Im Halbschlaf kroch ich durch das Haus und wurde erst richtig wach, als mir eine Wasserflasche im Treppenhaus zerplatzte. Es knallte enorm, und die ganze Mannschaft war in Aufregung.
Pervers fand ich die frühe Zeit trotzdem, aber da hielten sich die Temperaturen noch unter 30 Grad. Ich schleppte Bierbänke und Grillzeugs, baute Zelte auf und stellte mich gar nicht so blöd an.
Nachdem wir eingekauft hatten, ging es in der Wohnung weiter: Gemüse putzen und schneiden, was man als tapferer Hausmann eben so erledigt, wenn man sich mehr oder weniger freiwillig als Küchenhelfer verdingt. Der Couscous-Salat, den meine Lebensgefährtin zauberte, war allerdings dann auch spektakulär gut. Die bei 34 bis 36 Grad brodelnden Temperaturen in Karlsruhe leider ebenfalls.
Und »leider« war eine Reihe anderer Salate – jeder spendete irgendwas – ebenfalls sehr gut geworden. Von 18 Uhr bis etwa 20 Uhr futterte ich mich etwa vier mal quer durch das Salat-Büffet, bis ich mich kaum mehr rühren konnte. Fairerweise muß ich eingestehen, daß das viele Bier sicher auch zum Völlegefühl beitrug.
Mein »Ende« kam nach Mitternacht, als aus nicht genau geklärter Quelle (okay: wir waren’s selbst) eine Flasche Puschkin auf den Tisch hüpfte und von mir, meiner Freundin und dem Herrn Feurer vernichtet wurde. Damit wir hinterher immer wieder nüchtern wurden, tranken wir zwischen je zwei Schnäpslein stets ein Bier.
Als ich gegen halb vier Uhr morgens die Segel strich, sprach ich nur noch recht ... ähm ... unartikuliert. Die anderen Nachbarn, die sich um diese Zeit an Bierflaschen, Weingläsern oder anderem Zeugs festhielten, sprachen aber auch nicht mehr sehr fit. Also fiel ich kaum negativ auf.
Und heute? Heute mußte der ganze Mist bei tropischen Temperaturen aufgeräumt werden. Ich tat mir gründlich leid.
21 Juli 2006
Imperial Leather
Der Sommer ist eher die Zeit für locker-flockige Klänge, für Ska und leichten Jazz meinetwegen, gerne für den schönen Pop-Punk von Bands wie Snuff oder Psychotic Youth. Normalerweise.
Aber ich höre seit Tagen zu Hause nur eine einzige Platte (Vinyl natürlich!): »Something Out Of Nothing« von Imperial Leather. Die schwedische Band macht Anarcho-Punk, aber von der schmissigen Sorte: Die Stücke strotzen vor knalligen Melodien und kämpferischen Texten, daß es eine wahre Freude ist.
Sängerin und Sänger sind abwechselnd an den Mikrofonen, wie man es von den »Klassikern« des Genres kennt – warum kommt mir hier wieder einmal Disaffect in den Sinn? Dazu ein gewisser Sarkasmus, der mir einfach gefällt: »This time I did / next time I won’t / I set the rules / I’ll break them too« heißt es im Lied »Rocket Science«. Nett.
Erschienen ist die Platte bei Profane Existence, der Institution in Sachen Anarcho-Punk schlechthin. Das paßt.
19 Juli 2006
Der Trash der eigenen Biografie
Sehr schlauer Blog-Eintrag von Frau Generator: Sie berichtet eigentlich über eine Fernsehsendung, in der es über Jörg Fauser geht. Aber in Wirklichkeit macht sie sich Gedanken über Männer und deren Geschwätz.
Trifft mich auf der Nasenspitze. Autsch! Pardauz!
»Literatur handelt sowieso meistens von Männerleiden. Man nimmt sich ernst.« Das trifft auf meine Texte ja auch zu – sie behandeln meist die Probleme von Männern, in irgendeiner Form zumindest. Mein lieber Peter Pank kotzt und kackt, prügelt und vögelt, schläft und schlampt. Alles Männerleiden. In irgendeiner Form zumindest.
Aber so richtig ernst nehme ich das nicht. Hoffe ich ...
Den »Trash der eigenen Biografie« feiere ich in meinen Schmierheften ebenfalls gerne ab. Meist aber »literarisch verfremdet«, was dann Leute irritiert, die ernsthaft glauben, PETER PANK habe etwas mit seriösem Journalismus zu tun. »Trash der eigenen Biografie« – ja gerne, aber bitte nur mit Eigenironie, sonst wird's eklig und lauterbachig.
Trifft mich auf der Nasenspitze. Autsch! Pardauz!
»Literatur handelt sowieso meistens von Männerleiden. Man nimmt sich ernst.« Das trifft auf meine Texte ja auch zu – sie behandeln meist die Probleme von Männern, in irgendeiner Form zumindest. Mein lieber Peter Pank kotzt und kackt, prügelt und vögelt, schläft und schlampt. Alles Männerleiden. In irgendeiner Form zumindest.
Aber so richtig ernst nehme ich das nicht. Hoffe ich ...
Den »Trash der eigenen Biografie« feiere ich in meinen Schmierheften ebenfalls gerne ab. Meist aber »literarisch verfremdet«, was dann Leute irritiert, die ernsthaft glauben, PETER PANK habe etwas mit seriösem Journalismus zu tun. »Trash der eigenen Biografie« – ja gerne, aber bitte nur mit Eigenironie, sonst wird's eklig und lauterbachig.
16 Juli 2006
Karlsruher Party-Radler
In Karlsruhe hat man abends die Qual der Wahl. Die steigert sich im Sommer noch. Am gestrigen Samstag abend, 15. Juli, merkte ich das besonders deutlich.
»Schloß in Flammen« ist im Prinzip eine Klassik-Aufführung vor dem Karlsruher Schloß. Die interessiert mich nicht so brennend – ha, was für ein Wortspiel! -, aber es gibt ein tolles Feuerwerk.
Wir radelten hin, ein faszinierender Anblick: Über die Moltkestraße strampelten wir, dem Feuerwerk entgegen, mitten hinein ins Krachen und Scheppern und Funkensprühen.
Danach von der einen Seite der Stadt zur anderen: in den »Tempel«, wo das alljährliche »Tempelfest« stattfand. Auch recht: Bekannte treffen, Bier trinken, labern.
Und Bands gucken: Aka Frontage machten HipHop-Crossover; mir war es im Konzertraum zu voll und zu schwitzig, weshalb ich nach einem Stück rausging. Klang aber nicht mal schlecht, und den Kids schien es zu gefallen.
M.I.K. danach boten einen sehr peinlichen Auftritt, so eine Art Hard-Rock mit Anspruch, mit zwar gut, aber sehr pathetisch singendem Typen am Mikro. Nun denn. Es war dann auch Zeit, heimzuradeln ...
»Schloß in Flammen« ist im Prinzip eine Klassik-Aufführung vor dem Karlsruher Schloß. Die interessiert mich nicht so brennend – ha, was für ein Wortspiel! -, aber es gibt ein tolles Feuerwerk.
Wir radelten hin, ein faszinierender Anblick: Über die Moltkestraße strampelten wir, dem Feuerwerk entgegen, mitten hinein ins Krachen und Scheppern und Funkensprühen.
Danach von der einen Seite der Stadt zur anderen: in den »Tempel«, wo das alljährliche »Tempelfest« stattfand. Auch recht: Bekannte treffen, Bier trinken, labern.
Und Bands gucken: Aka Frontage machten HipHop-Crossover; mir war es im Konzertraum zu voll und zu schwitzig, weshalb ich nach einem Stück rausging. Klang aber nicht mal schlecht, und den Kids schien es zu gefallen.
M.I.K. danach boten einen sehr peinlichen Auftritt, so eine Art Hard-Rock mit Anspruch, mit zwar gut, aber sehr pathetisch singendem Typen am Mikro. Nun denn. Es war dann auch Zeit, heimzuradeln ...
14 Juli 2006
Schlimme Kindheit im Netz
Vor schätzungsweise zwanzig Jahren sah ich eine Stuttgarter Punk-Band zum ersten Mal: Sie hieß Schlimme Kindheit, nach einem Stück der Hannoveraner Band Blut & Eisen benannt, und sie bot vor allem live ziemlich furiosen Deutschpunk, der mir echt gefiel. Sieht man von einigen verkratzten Kassetten aus jener Zeit ab, ist die Band praktisch verschwunden – wie so viele.
Das aber hat sich jetzt geändert. Die Schlimme Kindheit ist online. Oliver »Öli« Seibold, damals der Sänger der Band, hat die Seite ins Netz gestellt. Sehr schön, sehr interessant, auch einiges anzuhören. Empfehlenswert!
Vor allem die zahlreichen Fotos aus den Jahren 1985 bis 1987 zeigen, wie »Punk aus Stuttgart« damals aussah: lange Haare, struppige Haare, bunte Haare. Und jung sahen damals alle aus!, unglaublich.
Öli empfahl mir diese Seite mit einer Mail, in der sich als »etwas älteren Herrn mit schütterem Haar« bezeichnete. Gar so schlimm ist es ja noch nicht, aber ... Hey, es ist 20 Jahre später, und wir alle dürfen anders aussehen als damals.
Gefreut über den nostalgischen Blick in die Vergangenheit habe ich mich trotzdem.
Das aber hat sich jetzt geändert. Die Schlimme Kindheit ist online. Oliver »Öli« Seibold, damals der Sänger der Band, hat die Seite ins Netz gestellt. Sehr schön, sehr interessant, auch einiges anzuhören. Empfehlenswert!
Vor allem die zahlreichen Fotos aus den Jahren 1985 bis 1987 zeigen, wie »Punk aus Stuttgart« damals aussah: lange Haare, struppige Haare, bunte Haare. Und jung sahen damals alle aus!, unglaublich.
Öli empfahl mir diese Seite mit einer Mail, in der sich als »etwas älteren Herrn mit schütterem Haar« bezeichnete. Gar so schlimm ist es ja noch nicht, aber ... Hey, es ist 20 Jahre später, und wir alle dürfen anders aussehen als damals.
Gefreut über den nostalgischen Blick in die Vergangenheit habe ich mich trotzdem.
12 Juli 2006
Lesung in Rastatt
Wieder ein Termin für eine neue Lesung: in Rastatt (liegt südlich von Karlsruhe), in der Stadt also, in der ich auch arbeite.
Dort gibt es ein kleines, aber sehr feines Jugendzentrum, in dem ich vor zwei Jahren schon einmal gelesen habe: das Art Canrobert.
Die Lesung ist am Mittwoch, 2. August, und der offizielle Beginn ist um 20 Uhr. Sobald's einen offiziellen Flyer gibt, stelle ich ihn hier auch rein.
Dort gibt es ein kleines, aber sehr feines Jugendzentrum, in dem ich vor zwei Jahren schon einmal gelesen habe: das Art Canrobert.
Die Lesung ist am Mittwoch, 2. August, und der offizielle Beginn ist um 20 Uhr. Sobald's einen offiziellen Flyer gibt, stelle ich ihn hier auch rein.
11 Juli 2006
Das neue Schmierblatt ist da!
68 Seiten Umfang im coolen A5-Format, ein tolles Titelbild von Frans Stummer, ein ebenso tolles Bild hintendrauf: Der neue ENPUNKT ist endlich da! Ich glaube es selbst nicht ...
Mein neues Punkrock-Egozine ist dieser Tage erschienen. Anders gesagt: Ich habe ein Jahr gebraucht, bis die Nummer 43 jetzt vorliegt – und ich habe sie noch nicht einmal an die Abonnenten verschickt. (Bitte nicht gleich beschweren, ich liefere schon noch aus ...)
Der Fußball, das gute Wetter und die Arbeit sind schuld. Ich bitte um Verständnis.
Um was geht es in meinem neuen Heft? Um Puhnkrock und Reisen, um Bücher und Bier, um Ausflüge und Träume, um Erinnerungen und Zukünftiges – sprich um allerlei Dinge, die mich interessieren und berühren. ENPUNKT ist eben ein Egozine.
Wer die neue Ausgabe haben möchte, kann sie bei diversen Vertrieben (unter anderem bei Twisted Chords) bestellen, aber eben auch für einen Euro plus Porto bei mir: Klaus N. Frick, Postfach 24 68, 76012 Karlsruhe. Also zwei Euro beipacken oder noch besser gleich fünf Euro im Schein (Absender nicht vergessen), und ich schicke Euch fünf Hefte zu.
Mein neues Punkrock-Egozine ist dieser Tage erschienen. Anders gesagt: Ich habe ein Jahr gebraucht, bis die Nummer 43 jetzt vorliegt – und ich habe sie noch nicht einmal an die Abonnenten verschickt. (Bitte nicht gleich beschweren, ich liefere schon noch aus ...)
Der Fußball, das gute Wetter und die Arbeit sind schuld. Ich bitte um Verständnis.
Um was geht es in meinem neuen Heft? Um Puhnkrock und Reisen, um Bücher und Bier, um Ausflüge und Träume, um Erinnerungen und Zukünftiges – sprich um allerlei Dinge, die mich interessieren und berühren. ENPUNKT ist eben ein Egozine.
Wer die neue Ausgabe haben möchte, kann sie bei diversen Vertrieben (unter anderem bei Twisted Chords) bestellen, aber eben auch für einen Euro plus Porto bei mir: Klaus N. Frick, Postfach 24 68, 76012 Karlsruhe. Also zwei Euro beipacken oder noch besser gleich fünf Euro im Schein (Absender nicht vergessen), und ich schicke Euch fünf Hefte zu.
10 Juli 2006
Ein Anruf im Zug
Es war ein typischer Geschäftsreisender: weißes Hemd und Krawatte, hellgrauer Anzug, die Haare sauber zurückgeschlonzt. Er saß schräg vor mir im Zug, und er war wichtig. Das merkte ich jeder Geste an, jeder Miene seines braun gebrannten Gesichts.
Bis er sein Handy zückte.
»Hallo, Herr Soundso. Hier ist der Herr Blabla. Ich bin unterwegs zu Ihnen, also nach Ellwangen, aber jetzt frage ich sicherheitshalber mal nach, ob ich überhaupt in das richtige Ellwangen fahre. Sie meinen doch Ellwangen bei Crailsheim, ja?«
Wie sagt man im Schwäbischen: »Herr, schmeiß Hirn raa!« Mann!
Bis er sein Handy zückte.
»Hallo, Herr Soundso. Hier ist der Herr Blabla. Ich bin unterwegs zu Ihnen, also nach Ellwangen, aber jetzt frage ich sicherheitshalber mal nach, ob ich überhaupt in das richtige Ellwangen fahre. Sie meinen doch Ellwangen bei Crailsheim, ja?«
Wie sagt man im Schwäbischen: »Herr, schmeiß Hirn raa!« Mann!
Italien feiert, die Südstadt kocht
»Deutschland, isch liebe euch!« rief die junge Frau uns aus dem Seitenfenster ihres Autos zu, während wir an ihr vorbeigingen. »Danke für die Gastfreundschaft.« Ich war einigermaßen verduzt angesichts des Kompliments, gab nur ein breites Grinsen zurück.
Karlsruhe in der Nacht von Sonntag auf Montag: Italien tanzte auf der Straße. Wir hatten das Spiel in der Nordstadt angeguckt, waren nach Hause gefahren und gingen zu Fuß durch den Trubel der Innenstadt.
Amalienstraße, Mühlburger Tor, Kaiserstraße – alles lahmgelegt. Vor dem »La Strada« ein jubelnder Mob, durch den sich die mit Flaggen geschmückten Fahrzeuge nur schrittweise und wild hupend den Weg bahnten. Sekt spritzte durch die Luft, »Bella Italia« dröhnte durch die Straßen.
Wir gingen in die Südstadt, wo eh das Südstadt-Fest lief. Unzählige Menschen auf der Straßen, Bier floß in Strömen, direkt vor dem »Milano« ein LKW-Anhänger mit Diskotheken-Pult.
Alex und Plüschi, vor zehn Jahren schon in der alten »Steffi« und vor einiger Zeit im »Schlachthof« superaktiv in diesen Dingen, schmissen einen Hit nach dem anderen ins tobende und tanzende Publikum, »Heart of Glass« von Blondie und »Blitzkrieg Bop« von Ramones inklusive. Und ein gemeinsames »Azurro«-Gegröle mit Bierspritzen; sehr nett.
Die Polizei erwies sich um halb ein Uhr nachts wieder einmal als Spielverderber – kein Kommentar dazu. Schweißgetränkt traten wir eine Stunde später den Rückweg durch die Innenstadt an, die fast leer war. Nur noch gelegentlich kreuzten feuchtfröhliche Fans und hupende Autos unseren Weg.
Später war's, laut war's, klasse war's. Was schert uns Montag?
Karlsruhe in der Nacht von Sonntag auf Montag: Italien tanzte auf der Straße. Wir hatten das Spiel in der Nordstadt angeguckt, waren nach Hause gefahren und gingen zu Fuß durch den Trubel der Innenstadt.
Amalienstraße, Mühlburger Tor, Kaiserstraße – alles lahmgelegt. Vor dem »La Strada« ein jubelnder Mob, durch den sich die mit Flaggen geschmückten Fahrzeuge nur schrittweise und wild hupend den Weg bahnten. Sekt spritzte durch die Luft, »Bella Italia« dröhnte durch die Straßen.
Wir gingen in die Südstadt, wo eh das Südstadt-Fest lief. Unzählige Menschen auf der Straßen, Bier floß in Strömen, direkt vor dem »Milano« ein LKW-Anhänger mit Diskotheken-Pult.
Alex und Plüschi, vor zehn Jahren schon in der alten »Steffi« und vor einiger Zeit im »Schlachthof« superaktiv in diesen Dingen, schmissen einen Hit nach dem anderen ins tobende und tanzende Publikum, »Heart of Glass« von Blondie und »Blitzkrieg Bop« von Ramones inklusive. Und ein gemeinsames »Azurro«-Gegröle mit Bierspritzen; sehr nett.
Die Polizei erwies sich um halb ein Uhr nachts wieder einmal als Spielverderber – kein Kommentar dazu. Schweißgetränkt traten wir eine Stunde später den Rückweg durch die Innenstadt an, die fast leer war. Nur noch gelegentlich kreuzten feuchtfröhliche Fans und hupende Autos unseren Weg.
Später war's, laut war's, klasse war's. Was schert uns Montag?
09 Juli 2006
Lesung, Punkrock, Fußball
Eigentlich hätte ich es mir denken können: Wenn das Spiel um den dritten Platz ausgetragen wird und Deutschland dabei ist, wird sich kaum jemand für eine Lesung interessieren. Aber wer hätte vor einem Monat überhaupt geglaubt, daß die deutsche Mannschaft so weit kommt?
Sei’s drum: Ich fand mich einigermaßen pünktlich am Samstag abend, 8. Juli 2006, vor dem Fatal, der Studentenkneipe in Landau, ein, wo ich vor etwa drei Jahren schon einmal gelesen. Außer den Veranstaltern und den Bands war niemand da; es gab in der schönen Abendsonne ein leckeres veganes Abendessen mit Würsten vom Grill.
Die erste Halbzeit des Spiels Deutschland gegen Portugal schauten wir uns im Fatal direkt an, eine Lesung wäre jetzt wirklich fatal gewesen. Da es bis zur Halbzeit unentschieden stand, konnte ich dann doch lesen: Eine Stunde Programm gab es etwa, vor den vielleicht zwanzig Leuten, die nach wie vor größtenteils Veranstalter und Bands waren.
Nach dem Sieg der deutschen Mannschaft änderte sich das. A Martinez aus Merzig im Saarland spielten vor etwa 30 Leuten ihren Emopunk, teilweise sehr gut, teilweise ein bißchen lahm – am Feintuning muß die Band noch arbeiten, aber ansonsten hat’s mir gut gefallen.
Um Mitternacht prügelten Antitainment aus Frankfurt ihre bizarre Mischung aus Punk, Metal, Techno (oder so) und Orgel-Gequieke auf das frenetisch johlende Publikum los. Die Temperaturen im Fatal stiegen auf sehr hohe Grade, und ich kam völlig verschwitzt raus – um dann leicht angetrunken über die Autobahn nach Karlsruhe zurückzueiern. Schön war’s.
Sei’s drum: Ich fand mich einigermaßen pünktlich am Samstag abend, 8. Juli 2006, vor dem Fatal, der Studentenkneipe in Landau, ein, wo ich vor etwa drei Jahren schon einmal gelesen. Außer den Veranstaltern und den Bands war niemand da; es gab in der schönen Abendsonne ein leckeres veganes Abendessen mit Würsten vom Grill.
Die erste Halbzeit des Spiels Deutschland gegen Portugal schauten wir uns im Fatal direkt an, eine Lesung wäre jetzt wirklich fatal gewesen. Da es bis zur Halbzeit unentschieden stand, konnte ich dann doch lesen: Eine Stunde Programm gab es etwa, vor den vielleicht zwanzig Leuten, die nach wie vor größtenteils Veranstalter und Bands waren.
Nach dem Sieg der deutschen Mannschaft änderte sich das. A Martinez aus Merzig im Saarland spielten vor etwa 30 Leuten ihren Emopunk, teilweise sehr gut, teilweise ein bißchen lahm – am Feintuning muß die Band noch arbeiten, aber ansonsten hat’s mir gut gefallen.
Um Mitternacht prügelten Antitainment aus Frankfurt ihre bizarre Mischung aus Punk, Metal, Techno (oder so) und Orgel-Gequieke auf das frenetisch johlende Publikum los. Die Temperaturen im Fatal stiegen auf sehr hohe Grade, und ich kam völlig verschwitzt raus – um dann leicht angetrunken über die Autobahn nach Karlsruhe zurückzueiern. Schön war’s.
07 Juli 2006
Die Aufgaben einer Uniformierten
Karlsruher Hauptbahnhof, abends: Ich bin ziemlich in Eile, will eigentlich nur noch heim. Deshalb wäre mir eigentlich auch nicht der schlanke, fast dürre Mann aufgefallen, der sich gerade über einen der Mülleimer beugt, die in der Unterführung aufgestellt sind.
Aber die dröhnend laute Stimme einer uniformierten Frau macht mich auf die kleine Szene aufmerksam: »Lassen Sie den Mülleimer in Ruhe!« schreit sie den Mann an. Eine korpulent wirkende Frau in einer hellblauen Uniform, anscheinend also eine Angestellte der Bahn, die für Sicherheit und Ordnung am Bahnhof zuständig ist. »Sie sollen den Mülleimer in Ruhe lassen!« brüllt sie erneut.
Verduzt bleibe ich für einige Augenblicke stehen, während an mir die Menschen weiter vorüberströmen. Der dünne Mann, sicher zwei Köpfe größer als die Frau, dessen gelbes Hemd und graubraune Stoffhose ihn nicht wie einen Penner erscheinen lassen, sagt etwas, das ich nicht stehe und dreht sich zur Seite.
Er begibt sich in Richtung Südausgang, weg von dem Mülleimer - und weg von mir. Die uniformierte Frau folgt im Abstand von etwa zwei Metern, beobachtet ihn mit Argusaugen.
Es gibt Jobs, die wollte ich nicht einmal in einem meiner Alpträume haben ...
Aber die dröhnend laute Stimme einer uniformierten Frau macht mich auf die kleine Szene aufmerksam: »Lassen Sie den Mülleimer in Ruhe!« schreit sie den Mann an. Eine korpulent wirkende Frau in einer hellblauen Uniform, anscheinend also eine Angestellte der Bahn, die für Sicherheit und Ordnung am Bahnhof zuständig ist. »Sie sollen den Mülleimer in Ruhe lassen!« brüllt sie erneut.
Verduzt bleibe ich für einige Augenblicke stehen, während an mir die Menschen weiter vorüberströmen. Der dünne Mann, sicher zwei Köpfe größer als die Frau, dessen gelbes Hemd und graubraune Stoffhose ihn nicht wie einen Penner erscheinen lassen, sagt etwas, das ich nicht stehe und dreht sich zur Seite.
Er begibt sich in Richtung Südausgang, weg von dem Mülleimer - und weg von mir. Die uniformierte Frau folgt im Abstand von etwa zwei Metern, beobachtet ihn mit Argusaugen.
Es gibt Jobs, die wollte ich nicht einmal in einem meiner Alpträume haben ...
06 Juli 2006
Junge Menschen in der Bahn
Die S-Bahn vom Hauptbahnhof zu mir nach Hause: Einigermaßen ermattet lese ich noch ein ATLAN-Manuskript und bekomme mit, wie eine Gruppe junger Leute die Bahn betritt.
Vorne weg so ein richtiger Fußball-Irokese, blonde Stacheln in der Mitte, akkurat gestellt, dazu rote Turnschuhe. Das Mädchen, das er anblökt, ist wohl seine Freundin, mit der er irgendwie Streit hat.
»Ich kann mir ja auch jemand anders ins Bett legen«, sagt sie und grinst dabei.
»Ich kann mir so viele Pussis holen wie ich will«, tönt der Jung-Germane zurück. »Nedd bloß zwei oder drei, auch vier und fünf. Und keine Deutsche, alles Ausländer, da kannsch Gift druff nehme.«
»Mir doch egal«, gibt sie zurück.
Und leider muss ich aussteigen ..
Vorne weg so ein richtiger Fußball-Irokese, blonde Stacheln in der Mitte, akkurat gestellt, dazu rote Turnschuhe. Das Mädchen, das er anblökt, ist wohl seine Freundin, mit der er irgendwie Streit hat.
»Ich kann mir ja auch jemand anders ins Bett legen«, sagt sie und grinst dabei.
»Ich kann mir so viele Pussis holen wie ich will«, tönt der Jung-Germane zurück. »Nedd bloß zwei oder drei, auch vier und fünf. Und keine Deutsche, alles Ausländer, da kannsch Gift druff nehme.«
»Mir doch egal«, gibt sie zurück.
Und leider muss ich aussteigen ..
05 Juli 2006
Karlsruhe kochte ab Mitternacht
Nach dem Abpfiff trank ich mein Bier aus und trielte ein wenig vor mich hin. Langsam trat ich hinaus in die kühle Nacht, einige Menschen rollten eben ihre Deutschlandfahnen ein. Das Spiel gegen Italien war 0:2 ausgegangen, das Halbfinale für die deutsche Nationalmannschaft verloren.
In sentimentaler Stimmung radelte ich aus der Nordstadt zurück in Richtung Stadtzentrum. Ein frischer Wind ging, der an der kurzen Hose und an dem »Chaostage«-T-Shirt zupfte.
Ab und zu fuhr ein hupendes Auto vorüber, eine italienische Flagge wehte aus dem Seitenfenster. Die deutschen Fans waren meist still, sie schlichen geradezu über die Straße.
Spontan fuhr ich in Richtung Innenstadt. Am Kaiserplatz tobte das Volk. Ein Hupkonzert ohnegleichen, italienische Fahnen und »Italia«-Rufe, gelegentlich aber auch fröhliche deutsche Fans. Eine aufgebrachte junge Frau schrie »Scheiß-Italiener«, das war alles, einige besoffene Jugendliche, die türkisch oder arabisch aussahen, grölten »Wir scheißen auf Berlin«.
Die Polizei versuchte den Verkehr zu regulieren, was ihr einigermaßen gelang. Nur nicht am Europaplatz. Dort hatte es schwer gerappelt, wie mir ein türkischer Fan erzählte, mit dem ich ins Gespräch kam. Bierflaschen, Stühle und Tische auf die jeweiligen Dumpfbacken der anderen Seite. Es wimmelte von Polizei und Krankenwagen, in denen liegende Jungmänner abtransportiert wurde.
Fünfhundert Meter weiter, direkt vor dem »La Strada« tobte die Italia-Party. Hunderte, nein, tausende von italienischen Fans feierten frenetisch, hupten und schrien durcheinander. Überall waren lachende Gesichter unterwegs.
Wir schoben unsere Räder durch die fröhliche Menge, immer auf der Hut vor Glasscherben. So kamen wir gut behütet nach Hause – das Hupkonzert dauerte mindestens bis drei Uhr nachts an.
In sentimentaler Stimmung radelte ich aus der Nordstadt zurück in Richtung Stadtzentrum. Ein frischer Wind ging, der an der kurzen Hose und an dem »Chaostage«-T-Shirt zupfte.
Ab und zu fuhr ein hupendes Auto vorüber, eine italienische Flagge wehte aus dem Seitenfenster. Die deutschen Fans waren meist still, sie schlichen geradezu über die Straße.
Spontan fuhr ich in Richtung Innenstadt. Am Kaiserplatz tobte das Volk. Ein Hupkonzert ohnegleichen, italienische Fahnen und »Italia«-Rufe, gelegentlich aber auch fröhliche deutsche Fans. Eine aufgebrachte junge Frau schrie »Scheiß-Italiener«, das war alles, einige besoffene Jugendliche, die türkisch oder arabisch aussahen, grölten »Wir scheißen auf Berlin«.
Die Polizei versuchte den Verkehr zu regulieren, was ihr einigermaßen gelang. Nur nicht am Europaplatz. Dort hatte es schwer gerappelt, wie mir ein türkischer Fan erzählte, mit dem ich ins Gespräch kam. Bierflaschen, Stühle und Tische auf die jeweiligen Dumpfbacken der anderen Seite. Es wimmelte von Polizei und Krankenwagen, in denen liegende Jungmänner abtransportiert wurde.
Fünfhundert Meter weiter, direkt vor dem »La Strada« tobte die Italia-Party. Hunderte, nein, tausende von italienischen Fans feierten frenetisch, hupten und schrien durcheinander. Überall waren lachende Gesichter unterwegs.
Wir schoben unsere Räder durch die fröhliche Menge, immer auf der Hut vor Glasscherben. So kamen wir gut behütet nach Hause – das Hupkonzert dauerte mindestens bis drei Uhr nachts an.
Hitzige Tage wie dieser
Der Dienstag, 4. Juli 2006, wird nicht unbedingt in die Geschichte eingehen. So wichtig war die Fußball-Niederlage dann doch nicht. Aber für mich war's ein kompletter Streß-Tag.
Es ging um sieben Uhr los – man sollte nicht so früh aufstehen, wenn man am Abend zuvor zum Biertrinken weg war. Auf der Autobahn pennte ich fast ein, obwohl Pascow ordentlich aus den Boxen rockte. Also raus an die Tanke und einen Kaffee getrunken.
Ich schüttete den Kaffee zur Hälfte übers Hemd. Na super. Ich sah aus wie Sau. Und das bei einer Dienstreise.
Die weitere Fahrt sah ich wohl ziemlich scheiße aus: Anzugshose, schwarze Halbschuhe, fies bekleckertes Unterhemd. Glücklicherweise trocknete das rote Hemd so, daß ich es hinterher wieder anziehen konnte.
Im Anzug, aber immerhin ohne Krawatte absolvierte ich bei geschätzten 32 Grad einen Arbeitstermin im Großraum Köln, besuchte hinterher – jetzt ohne Jackett und Hemd – einen Autor in der Nähe und fuhr dann zurück. Endlich konnte ich die kurze Hose, das »Chaostage«-Shirt und meine Chucks anziehen; so fühlte ich mich wohl.
Riot Brigade dröhnten aus den Boxen, und eigentlich ging es mir ganz gut. Dauernde Staus, viele Baustellen und die unglaubliche Hitze über Rheinland-Pfalz führten dazu, daß ich fast eingeschlafen wäre. Rechts raus auf einen Rastplatz, Sitz zurück gelegt – ich pennte sofort ein.
Kurz vor 19 Uhr wurde ich wieder wach. Danach ignorierte ich alle Geschwindigkeitsbegrenzungen, raste nach Hause, sprang aufs Rad und war pünktlich um halb neun Uhr im »Fünf«.
Zum Fußballspiel gibt's nicht viel zu sagen: Die Italiener waren einfach einen Tick besser. Betrübt war ich trotzdem, und so wäre der Tag fast zu Ende gegangen.
Es ging um sieben Uhr los – man sollte nicht so früh aufstehen, wenn man am Abend zuvor zum Biertrinken weg war. Auf der Autobahn pennte ich fast ein, obwohl Pascow ordentlich aus den Boxen rockte. Also raus an die Tanke und einen Kaffee getrunken.
Ich schüttete den Kaffee zur Hälfte übers Hemd. Na super. Ich sah aus wie Sau. Und das bei einer Dienstreise.
Die weitere Fahrt sah ich wohl ziemlich scheiße aus: Anzugshose, schwarze Halbschuhe, fies bekleckertes Unterhemd. Glücklicherweise trocknete das rote Hemd so, daß ich es hinterher wieder anziehen konnte.
Im Anzug, aber immerhin ohne Krawatte absolvierte ich bei geschätzten 32 Grad einen Arbeitstermin im Großraum Köln, besuchte hinterher – jetzt ohne Jackett und Hemd – einen Autor in der Nähe und fuhr dann zurück. Endlich konnte ich die kurze Hose, das »Chaostage«-Shirt und meine Chucks anziehen; so fühlte ich mich wohl.
Riot Brigade dröhnten aus den Boxen, und eigentlich ging es mir ganz gut. Dauernde Staus, viele Baustellen und die unglaubliche Hitze über Rheinland-Pfalz führten dazu, daß ich fast eingeschlafen wäre. Rechts raus auf einen Rastplatz, Sitz zurück gelegt – ich pennte sofort ein.
Kurz vor 19 Uhr wurde ich wieder wach. Danach ignorierte ich alle Geschwindigkeitsbegrenzungen, raste nach Hause, sprang aufs Rad und war pünktlich um halb neun Uhr im »Fünf«.
Zum Fußballspiel gibt's nicht viel zu sagen: Die Italiener waren einfach einen Tick besser. Betrübt war ich trotzdem, und so wäre der Tag fast zu Ende gegangen.
02 Juli 2006
Wahltag in Karlsruhe
Bei strahlendem Sonnenschein findet heute in Karlsruhe die Oberbürgermeisterwahl in Karlsruhe statt. Ich fand meinen Wahlbenachrichtigungsschein und ignorierte ihn gleich ebenso wie in den letzten Wochen.
Wenn mich etwas nicht interessiert, dann das. Mag ja sein, daß das jetzt faul klingt – ist es auch.
Der Amtsinhaber, ein CDU-Mann, wird eh gewinnen. Und die Konkurrenten von den anderen Parteien treten nicht in Erscheinung. Keine Ahnung, was die wollen. Meine Lebensgefährtin hat sogar Wahlprogramme und so Zeugs eingesammelt und mitgebracht – nach der Lektüre waren wir so schlau wie zuvor.
Die wollen anscheinend nicht mal irgendwelche Argumente bringen. Dann macht es ihnen auch nix aus, wenn die Leute nicht wählen. Zumindest wir zwei beide nicht.
Wo es doch heute auf dem Balkon (mit PERRY RHODAN-Manuskripten) und im Arbeitszimmer (mit PETER PANK) so schön ist ...
Wenn mich etwas nicht interessiert, dann das. Mag ja sein, daß das jetzt faul klingt – ist es auch.
Der Amtsinhaber, ein CDU-Mann, wird eh gewinnen. Und die Konkurrenten von den anderen Parteien treten nicht in Erscheinung. Keine Ahnung, was die wollen. Meine Lebensgefährtin hat sogar Wahlprogramme und so Zeugs eingesammelt und mitgebracht – nach der Lektüre waren wir so schlau wie zuvor.
Die wollen anscheinend nicht mal irgendwelche Argumente bringen. Dann macht es ihnen auch nix aus, wenn die Leute nicht wählen. Zumindest wir zwei beide nicht.
Wo es doch heute auf dem Balkon (mit PERRY RHODAN-Manuskripten) und im Arbeitszimmer (mit PETER PANK) so schön ist ...
01 Juli 2006
Sozialstudien beim Fußball
Beste Szene beim Spiel Deutschland gegen Argentinien war für mich (nein, nicht die Hauerei gegen Ende!), als Oliver Kahn vor dem Elfmeterschießen seinem Torwart-Konkurrenten Jens Lehmann die Hand drückte und alles Gute wünschte. Sehr gut. Hat auch geholfen, wie mir scheint – Lehmann war klasse.
Aber viel besser waren wieder einmal die Sozialstudien beim Publikum. Direkt vor mir stand eine Frau, die offensichtlich dem linksalternativen Milieu entstammte und für Argentinien schwärmte, wie es sich für eine anständige Linke anscheinend immer noch gehört.
»Für die Einstellung bin ich heute ja schon fast erschossen worden«, prahlte sie und nervte uns mit einem ununterbrochenen Redeschwall: Wie unfair der Schiedsrichter zu den Argentiniern sei, wie fürchterlich die FIFA sei, wie arrogant die deutschen Spieler seien, wie rassistisch die deutschen Fans seien, wie froh wir doch sein müßten, daß der von uns frenetisch bejubelte Odonkor »jetzt eben doch einen deutschen Paß hat« und was des Gesülzes noch mehr war.
Argentinien würde auf jeden Fall gewinnen, weil »die Deutschen das eh nicht können«. Und so weiter.
Ich überlegte mir schon, ihr einen körperlichen Verweis zu erteilen. Nicht, weil sie für Argentinien war (wäre ja in Ordnung), sondern weil sie ununterbrochen schwatzte, dabei das Spiel weitestgehend ignorierte, dafür aber ihre komplette Umwelt ihre Weltsicht aufdrückte. (Sie kam mir vor wie manche Diskussionsteilnehmer in manchen Diskussionsforen im Internet.) Unglaublich!
Ulf versuchte es im Guten: »Du, da vorne ist die Leinwand, da läuft das Spiel.« Sie warf ihm vor, er wolle ihr das Wort verbieten, und fing damit an, daß man »in Deutschland bald wieder für seine Meinung erschossen wird«. Angesichts solcher Dummheit wäre ich fast laut geworden, überließ den Part des bösen Mannes aber Ulf und lachte mich halb tot.
Nach dem Ausgleichstor durch Miroslav Klose war die Dame übrigens verschwunden, und später sah ich sie auch nicht mehr. War mir dann doch lieber.
Aber viel besser waren wieder einmal die Sozialstudien beim Publikum. Direkt vor mir stand eine Frau, die offensichtlich dem linksalternativen Milieu entstammte und für Argentinien schwärmte, wie es sich für eine anständige Linke anscheinend immer noch gehört.
»Für die Einstellung bin ich heute ja schon fast erschossen worden«, prahlte sie und nervte uns mit einem ununterbrochenen Redeschwall: Wie unfair der Schiedsrichter zu den Argentiniern sei, wie fürchterlich die FIFA sei, wie arrogant die deutschen Spieler seien, wie rassistisch die deutschen Fans seien, wie froh wir doch sein müßten, daß der von uns frenetisch bejubelte Odonkor »jetzt eben doch einen deutschen Paß hat« und was des Gesülzes noch mehr war.
Argentinien würde auf jeden Fall gewinnen, weil »die Deutschen das eh nicht können«. Und so weiter.
Ich überlegte mir schon, ihr einen körperlichen Verweis zu erteilen. Nicht, weil sie für Argentinien war (wäre ja in Ordnung), sondern weil sie ununterbrochen schwatzte, dabei das Spiel weitestgehend ignorierte, dafür aber ihre komplette Umwelt ihre Weltsicht aufdrückte. (Sie kam mir vor wie manche Diskussionsteilnehmer in manchen Diskussionsforen im Internet.) Unglaublich!
Ulf versuchte es im Guten: »Du, da vorne ist die Leinwand, da läuft das Spiel.« Sie warf ihm vor, er wolle ihr das Wort verbieten, und fing damit an, daß man »in Deutschland bald wieder für seine Meinung erschossen wird«. Angesichts solcher Dummheit wäre ich fast laut geworden, überließ den Part des bösen Mannes aber Ulf und lachte mich halb tot.
Nach dem Ausgleichstor durch Miroslav Klose war die Dame übrigens verschwunden, und später sah ich sie auch nicht mehr. War mir dann doch lieber.
Pläne, die klappen, und andere ...
Eigentlich war der Plan für den Freitag schlau: Bis 15 Uhr arbeiten, nach Hause fahren, um 17 Uhr Fußball gucken, dann eine Stunde radfahren, später noch mal Fußball gucken und spät in der Nacht noch aufs Punk-Konzert.
Die Realität war anders.
Ab 14 Uhr begann ich damit, Arbeit fürs Wochenende nach Hause zu mailen oder in die Tasche zu packen. Um 15 Uhr wurde ich nervös, und um 16.20 Uhr verließ ich nach einer letzten Besprechung das Büro.
Als ich um 16.30 Uhr die Autobahn bei Karlsruhe verließ (ich war also ganz schön gerast), kam der Verkehrsfunk: »Stau zwischen Rastatt und Karlsruhe, sechs Kilometer.« Ich hatte Glück gehabt: Weil ich keinen Verkehrsfunk gehört hatte, war ich in den nicht existierenden Stau hinein gefahren und hatte damit die Staus auf den Autobahn-Umgehungen vermieden. Sehr schön.
16.45 Uhr war ich zu Hause, nachdem ich mich durch alle möglichen Nebenstraßen gemogelt hatte. Büroklamotten in die Ecke, kurze Hose und T-Shirt an. Aufs Fahrrad und los.
Um 17.03 Uhr war ich im »Fünf«, wo ich meinen reservierten Platz vorfand. Zum Spiel muß ich wohl nichts schreiben, das Hupkonzert hielt in Karlsruhe ja noch bis lange nach Mitternacht an. Ulf und ich waren heiser geschrien, tranken sicherheitshalber noch ein bißchen Bier im Freien, wo wir uns festquatschten.
Aus dem Radfahren wurde nichts, weil wir quatschten, vom Spiel der Italiener gegen die Ukraine sah ich nur ab und zu etwas, und fürs Punk-Konzert war ich anschließend zu matt. So können Pläne schief gehen ...
Die Realität war anders.
Ab 14 Uhr begann ich damit, Arbeit fürs Wochenende nach Hause zu mailen oder in die Tasche zu packen. Um 15 Uhr wurde ich nervös, und um 16.20 Uhr verließ ich nach einer letzten Besprechung das Büro.
Als ich um 16.30 Uhr die Autobahn bei Karlsruhe verließ (ich war also ganz schön gerast), kam der Verkehrsfunk: »Stau zwischen Rastatt und Karlsruhe, sechs Kilometer.« Ich hatte Glück gehabt: Weil ich keinen Verkehrsfunk gehört hatte, war ich in den nicht existierenden Stau hinein gefahren und hatte damit die Staus auf den Autobahn-Umgehungen vermieden. Sehr schön.
16.45 Uhr war ich zu Hause, nachdem ich mich durch alle möglichen Nebenstraßen gemogelt hatte. Büroklamotten in die Ecke, kurze Hose und T-Shirt an. Aufs Fahrrad und los.
Um 17.03 Uhr war ich im »Fünf«, wo ich meinen reservierten Platz vorfand. Zum Spiel muß ich wohl nichts schreiben, das Hupkonzert hielt in Karlsruhe ja noch bis lange nach Mitternacht an. Ulf und ich waren heiser geschrien, tranken sicherheitshalber noch ein bißchen Bier im Freien, wo wir uns festquatschten.
Aus dem Radfahren wurde nichts, weil wir quatschten, vom Spiel der Italiener gegen die Ukraine sah ich nur ab und zu etwas, und fürs Punk-Konzert war ich anschließend zu matt. So können Pläne schief gehen ...