06 Juni 2025

Zu Emos in die Provinz

Die Gelehrten streiten sich gern über die Frage, was denn zu Punk gehöre und was nicht. Für mich zählte Emocore immer irgendwie dazu, aber ich konnte gut vorstellen, dass das viele Leute anders betrachten. Die »Emos« sahen in den 90er-Jahren, als die Emo-Welle anlief, schon anders aus als Punks, und sie verhielten sich anders.

(Von den heutigen Emos möchte ich gar nicht sprechen; das ist etwas völlig anderes, finde ich. Da ist ja nur der Name mit der alten Zeit identisch.)

Darum geht es in der aktuellen Folge meines Fortsetzungsromans »Der gute Geist des Rock’n’Roll«, der in der aktuellen OX-Ausgabe 180 veröffentlicht wird. Mein Ich-Erzähler ist im Juni 1996 in einem badischen Dorf unterwegs – einem Vorort eigentlich – und schaut sich dort ein Konzert an. Es spielt eine Band, und deren Musik wird als Powerviolence bezeichnet. Für jemanden, der mit Punkrock sozialisiert worden ist, kann so eine Begegnung mit neuer Musik durchaus anstrengend sein …

Ich hoffe, es ist mir in diesem Teil der Fortsetzungsgeschichte gelungen, einen Teil des damaligen Zeitgeistes einzufangen. Punkrock war und ist in gewisser Weise konservativ; wenn es etwas Neues gab, wurde es immer kritisch beäugt. So war es 1982, so war es 1988, so war es 1996, und so ist es sicher auch heute noch – nur bekomme ich es nicht mehr großartig mit.

05 Juni 2025

Der zweite Fall für Skarabäus Lampe

Oft ist es so, dass der erste Band einer Serie oder einer Trilogie besonders gut ist, der zweite aber abfällt: Bei »Tod im Museum« ist das völlig anders. Dabei handelt es sich um den zweiten Band einer kleinen Fantasy-Serie, bei der Skarabäus Lampe als Detektiv ermittelt … und ich finde diesen Band noch besser als den ersten, der mir schon sehr gefallen hatte. (Und deshalb ist hoffentlich verzeihlich, dass »Tod im Museum« bereits seit eineinhalb Jahren auf dem Markt ist und diese Rezension recht verspätet erscheint.)

Meike Stoverock hat eine phantastische Welt erschaffen, in der Tiere wie Menschen agieren: Hasen und Löwen spazieren in Anzügen oder Abendkleidern herum, Vögel tragen Uniform, und sogar Fische sind in dieser Welt daheim, müssen aber ihre Sauerstoffversorgung anders regeln. Die Autorin folgt damit einer alten Tradition der Phantastik, die Tiere vermenschlicht, und sie macht das sehr originell und sehr gut.

Worum geht es in diesem Fall für Skarabäus Lampe? Der Vater des berühmten Detektivs stirbt; er war ein bekannter Archäologe, der auf der ganzen Welt forschte und Ausgrabungen leitete. Doch ausgerechnet bei der Trauerfeier gibt es einen Mord, und Skarabäus wird klar: Der Tod seines Vaters war kein Zufall, sondern ebenfalls ein Mord. In einer unruhigen Zeit, in der die Stadt von Demonstrationen und Polizeigewalt erschüttert wird, muss der Detektiv in der bürgerlichen Gesellschaft ermitteln …

Was sich in der Zusammenfassung anhört wie ein ganz klassischer Krimi, ist es im Roman auch. Alle Verdächtigen sind quasi in einem Raum – in diesem Fall in einem Museum –, während die Polizei das Gebäude abriegelt und außerhalb ein Bürgerkrieg droht. Der Detektiv muss ermitteln, ihm stehen aber nur wenige Möglichkeiten zur Verfügung, und die Polizei behandelt ihn mit Misstrauen. Zu allem Überfluss scheinen ihm alle Personen, die er verhört, eine neue, sehr kritische Sicht auf seinen Vater zu vermitteln.

Dieser Krimi wird von der Autorin durch die vielen phantastischen Ideen quasi überhöht. Die Tiere, die miteinander verkehren, die ungewöhnlichen Dialoge – das alles wirkt lebendig und so glaubhaft, wie man es sich eben vorstellen kann. Meike Stoverock bietet eine Fülle origineller Figuren auf, die der Romanhandlung immer ordentlich Tempo geben. Das machte mir bei der Lektüre richtig Spaß – man muss sich allerdings auf die doch etwas schräge phantastische Welt einlassen.

»Tod im Museum« ist gelungenes Lesefutter, eine tolle Mischung aus Krimi und Fantasy im weitesten Sinne. Wer sich nicht so richtig rantraut, möge sich die Leseprobe auf der Internet-Seite des Verlags anschauen – veröffentlicht wurde der Roman bei Klett-Cotta.

Man muss übrigens nicht den ersten Band mit Skarabäus Lampe kennen, um »Tod im Museum« verstehen zu können; beide Bände sind sehr unabhängig voneinander.

(Die Rezension hatte ich bereits im März auf der PERRY RHODAN-Seite; heute komme ich endlich dazu, sie auch an dieser Stelle unterzubringen ...)

04 Juni 2025

Ich will Adam Riese sehen

Zu den Deutschpunk-Bands, die ich in den 80er-Jahren oft hörte, zählten Äni(x)Väx aus Münster. Die Band war auf zahlreichen Kassetten vertreten; vor allem natürlich auf Tape-Samplern, die ich mir bei »Euer Geld Ist Unser Geld« in Münster bestellte. Live sah ich die Band nie, obwohl sie sich gelegentlich in den Süden der Republik verirrte. Ich selbst war in meinem Leben nur drei oder vier Mal in Münster.

Was mich aber dieser Tage verblüffte: Es gibt einen Entertainer, der in Münster eine lokale Berühmtheit ist und sich Adam Riese nennt. Die Presse berichtet wohlwollend über ihn, er lädt allerlei Leute zu seiner Show ein und ist so etwas wie eine Prominenz.

Und er war in seinem früheren Leben der Sänger von Äni(x)Väx. Ich glaube, das ist ein Grund für mich, mal wieder nach Münster zu fahren und mir eine Adam-Riese-Show anzusehen ...

03 Juni 2025

Künstlerische Umsetzung des Literatur-Klassikers

 »Moby Dick«. der große Roman von Hermann Melville, zählt zu den Klassikern der Weltliteratur. Bill Sienkiewicz ist einer der großen Comic-Künstler überhaupt, der mit seinem visionären Stil schon viele Werke veröffentlicht hat. Was geschieht, wenn ein Künstler wie er ein großes Literaturwerk umsetzt? Die Comic-Adaption von »Moby Dick« ist als starker Hardcover-Band im Splitter-Verlag erschienen.

Man muss fair sein: Der Roman ist umfangreich, und es ist schier unmöglich, ihn in einen Comic umzusetzen, ohne dass dabei viele Details verloren gehen. Sienkiewicz entschloss sich bei seiner Arbeit offensichtlich dazu, die Romanvorlage in Fragmente zu zerlegen, aus denen er einzelne Seiten machte. Man kann der Geschichte deshalb eigentlich nur folgen, wenn man den Roman oder zumindest eine Verfilmung kennt.

Die Geschichte des Matrosen Ismael, der sich Captain Ahab bei dessen Jagd auf den Weißen Wal anschließt, wird von Sienkiewicz in Gemälde mit wenig erklärendem Text und Sprechblasen zerlegt. Die Bilder sind sehr künstlerisch, deuten oft nur Umrisse an oder geben Szenerien als farbige Gemälde wieder. Der Comic-Maler interpretiert mehr, als das er erzählt.

Es ist – wenn man so will – eine künstlerische Annäherung an ein großes Werk. Das ist dann überzeugend, wenn man den Stil des Künstlers schätzt. Das ist aber verwirrend, wenn man darauf hofft, eine Graphic Novel über einen Literatur-Klassiker zu lesen. Ich fand's gut, fremdelte zeitweise aber schon. Deshalb empfehle ich unbedingt, die Leseprobe auf der Internet-Seite des Splitter-Verlags anzuschauen.

02 Juni 2025

Ich bin ein Systemling

Manche Leute sind schon wieder so seltsam, dass es lustig ist. Einer der Grüne, warum ich immer noch bei Twitter bin, ist ja die Tatsache, dass ich dort ständig mit Ansichten konfrontiert werde, die mich zum Kopfschütteln bringen. 

Heute amüsierte mich ein gewisser Martin. Der schreibt gern von den Machenschaften des Tiefen Staates und freut sich öffentlich darüber, nicht geimpft zu sein.

Er hatte mich öffentlich angegriffen. Ich sei ja Autor, er werde nie ein Buch von mir kaufen. Ich konterte » höflich siezend – via Twitter –, worauf er mich beleidigte. Ich blieb höflich und schrieb wieder zurück. Daraufhin bezeichnete er mich als »Systemling«, was immer das sein mag, und blockierte mich.

So liebe ich die Brüder von der anderen Feldpostnummer: immer ein riesiges Geschrei anstimmen, und sobald ein bisschen Gegenwind kommt, wird blockiert und abgewiegelt. Ich glaube, ich bleibe weiterhin bei Twitter. Leider nicht mehr aus den Gründen, weshalb ich so lange auf dieser Plattform aktiv war ...