Als ich mit meinem Rad den Schlossplatz in Karlsruhe erreichte, freute ich mich schon: Mich erwartete eine kämpferische Antifa-Demonstration. Transparente sicherten die Seiten ab, ich sah haufenweise Bunthaarige und Leute, die eindeutig zur Antifa gehörten. Auch die Polizei verhielt sich regelkonform und war mit Absperrgittern und allerlei Fahrzeugen angerollt; die Beamten hielten sich aber zurück.
Um zwölf Uhr sollte die Kundgebung der Antifa beginnen, um 13 Uhr die der Gruppierung »Gemeinsam für Deutschland«. An diesem Samstag, 26. April 2025, versammelten sich in mehreren Städten in der ganzen Republik diese Gruppierungen, die eine seltsame Mischung aus organisierten Neonazis, verwirrten Kleinbürgern, Coronaleugnern und Verschwörungsheinis aufwiesen.
Ich lauschte den Reden bei der Antifa-Demo, applaudierte brav, unterhielt mich mit Bekannten und hatte große Freude an der bunten Menge. Schätzungsweise 1200 bis 1500 Leute waren es; die genaue Zahl ließ sich schwer schätzen, weil sich ständig Leute von einer Ecke des Platzes zur anderen bewegten.
Ab 13 Uhr trafen die rechtsradikalen Demonstranten ein, von der Polizei bestens abgeschirmt. Wir begrüßten sie mit Parolen, Spott- und Hohngesängen. Auffallend viele Friedensfahnen waren zu sehen; das blauweiße »Peace«, die Friedenstauben und die schwarzrotgoldenen Banner bildeten eine Zusammenstellung, die ich widerwärtig fand.
Ab 14 Uhr hielten die Rechtsradikalen ihre Reden. Weil ich gut stand, bekam ich einen Teil davon mit. Lustig war der Mann, der das Lied »Meine Söhne gebe ich nicht« sang und dabei den Text vergaß – er war gegen Krieg und für Frieden, schien aber kein Problem mit dem Angriffskrieg Russlands zu haben.
Lustig fand ich ach die Rede, in der uns lang und breit erklärt wurde, wie die Antifa längst die Gesellschaft unterwandert habe. Sogar ein »Tagesschau«-Sprecher sowie Richter am Bundesverfassungsgericht gehörten zur Antifa. Das Gericht lag in Sichtweite beider Demonstrationen; mich hätte die Meinung des Gerichtss zu diesen Aussagen schon interessiert.
Ein Redner erläuterte in einer komplizierten Darstellung die Zusammenhänge zwischen Rockefeller, Greenpeace und der Lüge vom CO2; so richtig konnte ich ihm nicht folgen, weil die Parolen von unserer Seite dann doch lauter waren als der Lautsprecher der Nazis.
Ärgerlich fand ich, dass die Schwurbler ihren Sermon ungebremst über den Schlossplatz kippen konnten. Schön fand ich, dass sie nicht laufen konnten und zwischen Antifa-Kundgebung und Polizeisperren wie in einem Käfig standen.
Gegen Ende schien sich die Polizei ein wenig zu langweilen. Gruppen von Beamten spazierten an der Antifa-Demo vorbei, Hunde und Pferde wurden in Stellung gebracht. »Da weiß man schon, wo deren Feind steht«, sagte jemand zu mir. »Die wollen halt auch noch knüppeln«, meinte ein anderer. Da sich niemand provozieren ließ, wenn ich es richtig mitbekam, ging der Nachmittag friedlich zu Ende.
(Das Bild zeigt die Schwurbler in ihrem Gitterkäfig, wie sie andächtig einer weiteren Rede voller Verschwörungsquatsch lauschen.)