Alle paar Jahre wird der Schriftsteller Jörg Fauser von den klugen Köpfen dieser Republik neu entdeckt und abgefeiert. Derzeit ist es wieder so weit: Bei Diogenes erscheinen seine Romane als schicke Ausgaben, es gab eine Reihe von Artikeln über ihn. Da lohnt es sich doch, seine Textsammlung »Die Harry Gelb Story« zu lesen.
Das schmale Buch wurde erstmals 1973 veröffentlicht und 1985 erneut in den Handel gebracht. Die Version, die ich mir kaufte, stammt aus dem Jahr 2001. Das Buch erlebte im Verlauf der Jahre und Jahrzehnte also einige Auferstehungen.
Ich halte es auch für lesenswert, vor allem, wenn man sich ein wenig mit der sogenannten Underground-Literatur früherer Jahre beschäftigen will. Fausers Gedichte – mehrheitlich kann man die Texte in diese Ecke stellen – sind grob und spiegeln ein heftiges Leben wieder. Es geht um Drogen und Alkohol, den letzten Schuss in Istanbul oder das Leben auf der Straße, um Frauen und Sex, um Gewalt und zeitgenössische Schriftsteller.
Viele Textzeilen sind großartig, andere empfinde ich heute als grenzwertig. Vor allem die Art, wie der Autor über Sex und Frauen schreibt, würde heute so – aus gutem Grund – kein Verlag mehr veröffentlichen; das klingt oft sehr abschätzig. Andererseits spiegelt es die Realität dieser Zeit und dieser »Szene« wieder.
Fausers Texte sind so realitätsnah, dass es einem manchmal gruselt. Auf künstlerischen Firlefanz verzichtet er. Immer wieder werden andere Autoren oder auch der Übersetzer Carl Weisser – von ihm stammt auch das Vorwort – in den Texten erwähnt. Wer diese Namen nicht einzuschätzen weiß, hat sicher seine Schwierigkeiten.
»Die Harry Gelb Story« ist eine krasse Lektüre; wer Charles Bukowski mag oder mal mochte, wird dieses Buch allerdings schätzen. Erschienen ist es im Maro-Verlag – wo auch sonst? –, und die Texte sind so, dass man sie mehrfach lesen kann.
Was kann man mehr an Lob über einen teilweise echt krassen Band mit Gedichten und anderen Texten sagen?
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