1974 beendete ich die vierte Klasse in unserer Grundschule im Dorf und wechselte dann aufs Gymnasium in die Kleinstadt. Schulfreunde, die ich teilweise seit der Zeit im Kindergarten kannte, gingen auf die Haupt- oder auf die Realschule. Und wie es halt so ist: Wir verloren uns aus den Augen. Manche sah ich im Verlauf der 70er- und frühen 80er-Jahre noch, wenn ich im Dorf unterwegs war. Spätestens in den 90er-Jahren, als ich ins badische Flachland zog, lösten sich die Kontakte auf.
Entsprechend neugierig und gespannt war ich auf das Treffen nach fünfzig Jahren. Von ehemals mehr als vierzig Schülern fanden sich rund zwei Dutzend ein, was ich ganz gut fand. Wir trafen uns beim Dorfmuseum, das beim alten Fruchtspeicher errichtet worden war und sich längst zu einem Ensemble von Gebäuden entwickelt hatte.
Ich stellte fest: Die Leute, mit denen ich als Kind befreundet gewesen war, erkannte ich zumeist schnell wieder. »Manne« und »Bettle« hatten nicht nur ihre Spitznamen aus der Grundschule behalten, ich hatte auch gleich wieder einen Draht zu ihnen. »Der Raser« hieß immer noch so, aber bei anderen hatte ich starke Probleme: Wie passte der schmächtige Junge von damals, der hellblonde Haare gehabt hatte, mit dem großen, breitschultrigen Mann von heute zusammen, dessen Haare dunkel waren?
Im Verlauf des Abends – wir wechselten irgendwann vom Dorfmuseum in eine Pizzeria und noch später wieder zurück – unterhielt ich mich mit allen. Unser Klassenlehrer von damals war dabei, das Klassenbuch von damals ging um, und wir frischten gemeinsam Erinnerungen auf. Bei manchen Leuten gelang mir das nicht; ich hatte keinen Bezug mehr zu ihnen, und nicht mal der Blick auf das Klassenfoto von damals half wirklich weiter.
Aber es war ein wunderbarer Nachmittag und ein ebenso wunderbarer Abend! Wir lachten viel, wir waren zwischendurch ein bisschen wehmütig – eine Freundin von damals war schon gestorben –, und wir redeten nicht nur über die Vergangenheit, sondern ebenso über die Gegenwart und die Zukunft. Vor allem nahmen wir uns vor, das nächste Treffen nicht erst wieder in fünfzig Jahren zu veranstalten …
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