Im Mai 2020 veröffentlichte der Verlag Schreiber & Leser einen Comic, der für mich damals schlicht unterging. Im ersten »Lockdown« waren Comic-Läden und andere Buchhandlungen geschlossen, viele Leute waren verunsichert und kauften deutlich weniger ein als sonst. Viele Romane und Comics, die in dieser Zeit veröffentlicht wurden, erhielten so kaum Aufmerksamkeit.
Aus diesem Grund erlaube ich mir, an dieser Stelle einen Comic vorzustellen, der zwar schon vier Jahre alt ist, für die meisten Leserinnen und Leser trotzdem »neu« genug sein sollte. »Mechanica Caelestium« spielt im Großraum Paris und im Jahr 2068, in einer düsteren Zukunft, die sich stark von der unseren unterscheidet. Mittlerweile ist ein zweiter Teil veröffentlicht worden, ich schreibe hier aber nur über den ersten Band.
Offensichtlich hat es einen Krieg gegeben, der weite Teil der uns bekannten Welt zerstört hat. Menschen leben in den Trümmern der Städte oder haben sich in den Wäldern eine neue Heimat aufgebaut; es herrschen Armut und Not. Eine zentrale Regierung für Frankreich gibt es nicht mehr, sondern unabhängige Dörfer und einige größere Staatsgebiete – sofern man diesen Begriff benutzen kann. Die Technik von früher wird gelegentlich eingesetzt, zum größten Teil aber nicht verstanden.
Aster ist eine junge Frau, die in einer Waldhütte wohnt und zu den Außenseitern der Gesellschaft gehört. Mit ihrem Kumpel Juba stromert sie durch die Ruinen der alten Städte – man erkennt immer wieder Aufschriften, die auf die frühere Zivilisation hinweisen – und steuert ihr Boot über ehemalige Boulevards, die längst zu einer Seenfläche geworden sind. Was sie finden, versuchen sie in einem Ort namens Pan gegen Nahrungsmittel umzutauschen. Ihr Leben ist anstrengend, aber sie sind frei; und weil Pan als kleines Bauerndorf seine Bewohner ernähren kann, kommen sie halbwegs gut durchs Leben.
Dann aber greift eine größere Macht nach dem kleinen Pan und seinen Bewohnern. Um diesem Druck standzuhalten, müssen sich Aster und ihre Freunde ausgerechnet auf eine Art Ballspiel einlassen, dessen Schwierigkeitsgrade sich von Runde zu Runde steigern. Beim Mechanica Caelestium kommen auch Techniken aus der Zeit von vor dem Krieg zum Einsatz, und es geht hoch her ...
Merwan Chabane – als Künstler benutzt er nur seinen Vornamen – ist der Autor und Illustrator dieses packenden Science-Fiction-Comics, der durchaus seine Schwächen im Weltenbau hat (wie hängt das alles zusammen, und warum zum Teufel ist das Spiel so wichtig?), an sich aber durch seine spannende Geschichte packt und mitreißt.
Der Künstler bleibt die meiste Zeit an der Seite seiner Hauptfigur, und so erlebt man die Kämpfe zumeist aus der Sicht Asters. Andere Bilder zeigen aber die politischen Unruhen, die parallel ausbrechen, ohne dass das groß thematisiert wird. Diese Darstellung kommt mir schlüssig vor, Aster bekommt davon ja auch nichts mit.
Das ist alles spannend erzählt und macht viel Freude; die Dialoge sind oft sarkastisch, womit die düstere Zukunftsvision schlagartig ein wenig optimistischer wirkt. Künstlerisch gefällt mir der Comic ebenfalls: Die Zeichnungen sind dynamisch, die Action wird klar gezeigt, Merwan verzichtet aber auf die Darstellung von übertriebener Brutalität. Gelegentlich schimmert ein leichter »Funny-Stil« durch, mit den klassischen Knollennasen hat das aber alles nichts zu tun.
Bei »Mechanica Caelestium« handelt sich um einen actiongeladenen Science-Fiction-Comic, dessen Lektüre gut unterhält. Die Ausgabe bei Schreiber & Leser sieht toll aus: ein Hardcover-Band mit 208 Seiten Umfang, den man für 32,90 Euro überall im Comicfach- und Buchhandel bestellen kann.
Wer sich für das Buch interessiert, erfährt auf der Verlags-Seite mehr. Dort steht auch ein Buch-Trailer zur Verfügung, den man sich angucken kann.
(Die Rezension hatte ich im August bereits auf der Internet-Seite von PERRY RHODAN veröffentlicht. Hier teile ich sie aus dokumentarischen Gründen.)
Wer mehr über »Mechanica Caelestium« erfahren möchte, kann dies auf der Internet-Seite des Verlags tun; dort gibt es eine Leseprobe und auch ein Filmchen.
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