Zu den Comic-Serien, die anfangs der 90er-Jahre bei Carlsen erschienen und rasch wieder in Vergessenheit gerieten, zählte »Jimmy Boy«. Dieser Tage nahm ich mir – also gut dreißig Jahre nach der damaligen Lektüre – den ersten Band dieser Serie noch einmal vor. Die Überlegung war: Behalte ich die Serie, die ich in all den Jahren ignoriert hatte, weiterhin im Regal oder gebe ich die vier Bände weg, um Platz zu schaffen?
Hauptfigur ist ein Junge namens Jimmy Boy, der in den zwanziger Jahren in einem kleinen Ort in Wyoming groß wird. Als es zu Auseinandersetzungen zwischen streikenden Arbeitern – darunter seinem Vater – und Streikbrechern kommt, gibt es einen Unfall, und ein Streikbrecher stirbt. Jimmy Boys Vater ist schuld und kommt ins Gefängnis; der Junge landet in einer Erziehungsanstalt. Dort geht es ihm erwartungsgemäß sehr schlecht, und er bricht mit einigen anderen Jungs aus.
Damit lässt sich die erste Folge mit dem Titel »Der Vagabund« gut zusammenfassen, auch wenn das Vagabundieren eigentlich erst auf den letzten zwei Seiten beginnt. Die Geschichte ist praktisch ein Sozialdrama, das in klaren Einstellungen zeigt, wie ein Junge durch »schwarze Erziehung« nicht zu einem »guten Menschen« erzogen wird, sondern sich seine Freiheit erkämpfen will und dabei auf die schiefe Bahn gerät.
Das alles zeigt Dominique David in recht einfachen Szenen, die erzählerisch nicht brillant sind, die Geschichte aber gut entwickeln. Die Figuren verhalten sich glaubhaft, wenngleich die Geschichte nicht gerade originell ist.
Die belgische Comic-Künstlerin schrieb die Geschichte nicht nur, die illustriert sie auch. Das ist recht gelungen, wenngleich sie bei manchen Bildern schwächelt.
Künstlerisch wie inhaltlich ist David dem frankobelgischen Abenteuer-Comic verpflichtet. Das merkt man ihrer Geschichte an; sie fällt allerdings hinter den großen Klassikern zurück. Es gibt also durchaus Gründe, warum »Jimmy Boy« heute recht vergessen erscheint …
Informationen über Dominique David sind gar nicht so leicht zu finden. Hier ist ein guter Einblick zu ihr:
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