Der Autor Tim Krohn war mir bis vor einiger Zeit überhaupt nicht bekannt. Der Schweizer veröffentlichte bereits mehrere Bücher, von denen ich vorher nichts mitbekommen hatte. Und so wurde ich erst durch seine Kurzgeschichtensammlung »Nachts in Vals« auf ihn aufmerksam. Das Buch erschien bereits 2015, es ist ein großzügig gesetzter Hardcover-Band mit rund 150 Seiten.
Enthalten sind Kurzgeschichten, die allesamt in Vals spielen, einem Dorf in den Schweizer Alpen. Vals ist vor allem durch seine Therme bekannt geworden, und es wundert nicht, dass die Therme in allen Geschichten eine Rolle spielt. Zu ihr fahren die Menschen, in ihr halten sie sich auf, und hier entwickeln sich Schicksale.
In seinen Geschichten, die man flott lesen kann, die aber stets eine Weile nachwirken, zeigt Tim Krohn ganz normale Menschen: Ein alter Mann feiert seinen Geburtstag in Vals und geht auf einen letzten großen Spaziergang. Ein Börsenmakler fährt mit einer Kollegin nach Vals, möchte eigentlich nur Sex mit ihr haben und verändert sich durch diese Begegnung. Eine Frau reist mit ihrer Mutter nach Vals, und das komplizierte Verhältnis der beiden Frauen wird in der Therme nicht unbedingt einfacher.
Die Geschichten sind nicht lustig, sie haben keinerlei Genre-Aspekte – sie sind einfach nur menschlich. Sie erzählen von Menschen und ihren Problemen, sie bleiben in einer ruhigen Tonlage, die fast schon gelassen ist, sie sind letztlich Kurzgeschichten, wie ich sie mir wünsche: unspektakulär und von Stil und Machart her sehr klar. Da ist kein Wort zuviel, da wird jede Mikro-Szene wichtig.
Ein richtig schönes Buch, das mich auf den Autor aufmerksam gemacht hat! Ich denke, von Tim Krohn werde ich noch mehr lesen.
Informationen zu »Nachts in Vals« gibt es auf der Internet-Seite von KiWi; dort gibt es auch eine Leseprobe:
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