Spätestens seit »Reineke Fuchs« wundert man sich nicht mehr über Geschichten, in denen Tiere eine wichtige Rolle spielen, die sich sowohl tierisch als auch menschlich verhalten. Im vergangenen Jahr erschien mit »Das Strahlen des Herrn Helios« ein phantastischer Roman, der voller ungewöhnlicher Ideen steckt, obwohl es sich bei ihm eigentlich um einen Krimi handelt – leider habe ich ihn erst dieser Tage gelesen.
Das macht nichts: Mittlerweile gibt es eh schon einen zweiten Teil, und so kann ich guten Gewissens den wohl ersten Krimi empfehlen, in dem ein Hase als Detektiv ermittelt …
Tatsächlich ist Skarabäus Lampe ein Detektiv, wie man ihn seit den Zeiten von Hercule Poirot und Sherlock Holmes kennt. Er ist ein kluger Kopf, er zieht die richtigen Schlüsse, er ist immer gut gekleidet und hat ein seltsames Hobby. Vor allem aber nimmt er die Polizei nicht so richtig ernst und geht stets davon aus, dass die Beamten einen Fehler nach dem anderen begehen. Doch der Fall, der in diesem Roman geschildert wird, ist richtig kompliziert.
Das Mordopfer ist ein Löwe. Genauer gesagt handelt es sich um Herrn Helios, den Direktor eines Wanderzirkus. Verdächtigt werden alle Angestellten des maroden Zirkusbetriebs, fast alle haben irgendwie ein Motiv, und die Polizei ermittelt wieder einmal sehr schlampig. Als Lampe sich intensiver auf den Fall einstellt, bemerkt er, wie verwickelt alles ist.
Helios hat eine Vergangenheit, die ihn nicht so strahlend erscheinen lässt, wie er es zu Lebzeiten gern vorgetäuscht hat. Und es gibt eine Reihe von Tieren, die einen echten Grund haben, ihn zu ermorden. Doch wer war es nun wirklich?
Skarabäus Lampe ist kein Einzelgänger, er hat Unterstützung – wie alle großen Detektive. Unter anderem steht ihm Teddy zur Seite, ein junger Straßenkater, der sich ebenfalls auf die Ermittlungen einlässt. Doch als Teddy entführt wird, handelt es sich nicht mehr um einen gewöhnlichen Mordfall, sondern um eine persönliche Geschichte. Der zornige Hase will den oder die Täter nun finden, koste es, was es wolle.
Was sich in der Zusammenfassung vielleicht eher amüsant anhört, liest sich im Roman aber eher humorlos und an der – erfundenen – Realität orientiert. Meike Stoverock nimmt die von ihr geschaffene Welt ernst, sie zeichnet sie so glaubhaft wie möglich.
Die Tiere werden von ihr als Tiere geschildert – bis hin zur Tatsache, dass Fische außerhalb von Gewässern eine Art Tank benutzen, um vernünftig leben und kommunizieren zu können –, verhalten sich auch durchaus »tierisch« und sind gleichzeitig zivilisiert.
Vor allem der Detektiv wirkt äußerst klar: Skarabäus Lampe ermittelt streng und führt viele Gespräche, lässt sich auf das Milieu der Zirkustiere ein und bleibt unerbittlich dem Verbrechen auf der Spur.
Die Autorin zeigt ausreichend Gründe für das Verbrechen auf, die Entführung bringt zusätzliche Dynamik ins Geschehen. Die Kapitel folgen flott aufeinander, so dass die Leser immer wieder neue Elemente erkennen. Ich las den Roman mit viel Vergnügen und mochte die Mixtur aus Tier-Fantasy und Krimi sehr.
(Diese Rezension wurde schon auf der PERRY RHODAN-Seite veröffentlicht. Hier erscheint sie aus Gründen der Dokumentation.)
AntwortenLöschenWer weitere Informationen zum ersten Abenteuer von Skarabäus Lampe haben möchte, informiere sich einfach auf der Internet-Seite von Klett-Cotta.
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