»Was haben die wohl damals geraucht?« Diese Frage stellte ich mir nicht nur einmal, während ich den zweiten Band der »Valentin«-Gesamtausgabe las. Das Buch ist 256 Seiten dick und enthält zwölf turbulente Comics, in denen ein Vagabund namens Valentin im Zentrum steht. Er trägt zerlumpte Kleidung, stolpert ahnungslos und ziemlich naiv durch die Gegend und wird dabei immer wieder in Probleme verwickelt.
Verschiedene Künstler arbeiteten zwischen 1966 und 1977 an den Comics, die in diesem Buch versammelt worden sind. Die meisten Geschichten stammen von Jean Tabary, der hierzulande vor allem durch seinen »Isnogud« bekannt geworden ist. Zumindest zeichnerisch gibt es große Ähnlichkeiten zwischen den beiden Figuren und ihrer Umgebung – und erzählerisch passt da so manches zusammen.
»Valentin« ist im wahrsten Sinne des Wortes chaotisch und anarchistisch. Die Handlung ist sprunghaft, und alle Figuren sind blöd. Eigentlich ist Valentin, der Vagabund, die einzige Figur mit einer positiven Haltung. Polizisten und Bürger, Landwirte und Beamte – sie sind alle nur hinter irgendwelchem Geld her, sind haarsträubend dumm und stolpern von einer Tollpatschigkeit zur nächsten.
Liest man die Geschichten am Stück, kann das durchaus mal nerven. Sie sind chaotisch, sie sind schräg, sie stecken voller Situationskomik. Man muss »Valentin« offensichtlich in kleinen Dosen lesen, jeden Tag zwei, drei Seiten also, und dann funktioniert es.
Nein, ernsthaft: Mit den zwei Bänden der »Valentin«-Gesamtausgabe hat der All-Verlag einen Klassiker der franobelgischen Comic-Kultur für die deutschsprachigen Comic-Leser aufbereitet. Das ist sicher nicht jedermanns Geschmack. Wer aber an dieser Art von Klassikern seine Freude hat, wird bei »Valentin« häufig schmunzeln können.
Informationen zum zweiten Band der »Valentin«-Gesamtausgabe bietet unter anderem die Internet-Seite des All-Verlages – hier:
AntwortenLöschenhttps://www.all-comic.de/Gesamtprogramm/Valentin/Valentin-2-Gesamtausgabe.html
Ich habe von Valentin bisher nichts gelesen, und ich glaube, das werde ich auch nicht - zu viele neuere Comics liegen noch vor mir, um den frankobelgischen Kanon der 60er nachzuholen. Was mir in deiner Beschreibung aber auffällt, ist eine typische Goscinny-Konstellation. Alle sind blöd. Das ist die eigentlich recht simple, aber doch geniale Grundformel für den Humor, der bei Lucky Luke, Asterix, Le Petit Nicolas, Umpa-Pah etc. so gut funktioniert. Wenn überhaupt, ist der Held als einziger nicht dumm. Fast alle (außer einigen gerissenen Schurken und weisen alten Männern) sind völlig beschränkt und unfähig, ihre eigene Dummheit zu begreifen. Im Gegenteil nehmen sich die meisten Figuren viel zu wichtig. Und diese Menschlichkeit macht die Figuren so komisch.
AntwortenLöschenInteressante Betrachtung – das klingt stimmig. Auch bei Umpa-Pah sind tatsächlich alle Indianer und Soldaten strunzdumm, bei Lucky Luke und Asterix ebenfalls. Maximal der eigentliche Held ist schlau, bei Valentin streng genommen auch.
AntwortenLöschenIch finde das auch immer noch lustig. Aber man kann halt echt nicht mehr als zwei Seiten am Stück lesen. Aber klar – ich bin ja auch keine zwölf Jahre mehr alt ...