Um es gleich zu sagen: Der Comic »1629 – oder die erschreckende Geschichte der Schiffbrüchigen der Jakarta« ist ein absoluter Prachtband, der allerdings auch etwas hochpreisig ist. Der Umschlag des Buches sieht großartig aus, die gesamte Gestaltung des dicken Werkes beeindruckt schon, und die Geschichte sowie die Bilder haben mich dazu gebracht, jede Seite mehrfach anzuschauen.
Dabei klingt die Geschichte auf den ersten Blick gar nicht spektakulär: Es geht um die Reise eines niederländischen Schiffes vom Hafen in Holland aus bis in die Kolonien, also ins heutige Indonesien. Bei dieser Fahrt gibt es neben den üblichen Matrosen und Soldaten sowie einigen Passagieren zwei Besonderheiten: Es reist eine Frau aus einer »besseren Familie« mit, und es befinden sich Kisten mit Unmengen von Geld und Silber an Bord. Das alles sorgt quasi automatisch für Spannungen.
Als Comic-Autor ist mir Xavier Dorison seit Jahren ein Begriff; er hat sich in vielen Genres bewährt. Bei diesem Comic griff er auf Archive zurück und erzählt nun eine Geschichte, die auf historischen Fakten beruht. Seine Darstellung einer Schifffahrt kommt mir extrem realistisch vor. Die sozialen Gegensätze werden von ihm krass dargestellt.
Die Schiffsführung herrscht mit eiserner Hand über die Matrosen; die Strafen sind barbarisch und werden derb geschildert. Bei den sozialen Unterschieden geht Dorison bis ins Detail: Die Scheiße läuft buchstäblich auf die Köpfe der armen Passagiere hinunter.
Das alles setzt Timothé Montaigne mit einer brachialen Realitätsnähe in Szene. Große Ansichten des Schiffes und des Meeres gehören ebenso dazu wie Details der Gesichter und der Hände. Man merkt dem Künstler an, wie sehr er sich mit den Schiffen vertraut gemacht hat; das wirkt alles lebensecht und real.
Schon klar, das ist nicht jedermanns Geschmack; dieser Blick auf die Realität des 17. Jahrhunderts ist streckenweise schon grob. Aber die Bilder vergisst man nicht!
Starker Comic!
Von »1629« gibt es zwei Ausgaben im Splitter-Verlag; eine hochpreisige und eine mit normaler Ausstattung. Der Link hier geht zur »Normalausgabe«, wo es Informationen und eine Leseprobe gibt:
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