Der Mann starrte mich verblüfft an. »Wie?«, rief er aus. »Du warst noch nie in Thailand?«
Er war gut zehn, zwölf Jahre jünger als ich, vielleicht auch mehr, ein von der Sonne gut gebräunter Mitteleuropäer mit Tätowierungen auf den Oberarmen und an den Waden, mit kurzen Haaren und einem fein ausrasierten Bart. Ich saß in einer Strandbar des Hotels, in dem wir uns für einige Tage auf den Kapverdischen Inseln einquartiert hatte.
Ich überlegte kurz, was ich sagen sollte. »Nein, in Thailand war ich nie, aber ich mit dem Fahrrad durch Westafrika gefahren«, hätte arrogant geklungen und wäre unnötig gewesen. Ich wollte mich in dieser Bar entspannen, mehr nicht, und in Ruhe ein Bier trinken. »Nein«, sagte ich ruhig, »das war ich noch nie.«
Er hob beide Arme. »Da musst du unbedingt hin, und dann musst du die legendäre Full Moon Party besuchen.« Er nannte mir den Namen eines Ortes und eines Hotels, und ich vergaß beides genau eine Sekunde später wieder komplett. »Da ist der Teufel los, das muss man erlebt haben.«
»Und warum ist die Party so legendär?«, fragte ich arglos.
»Die besten DJs, die besten Drinks, die beste Musik und der beste Beach, den du dir vorstellen kannst!« Er war geradezu euphorisiert und strahlte über das ganze Gesicht. »Du musst nach Thailand reisen, das musst du erleben.«
»Schauen wir mal«, sagte ich ausweichend. »Wenn ich mal wieder in der Gegend bin.« Immerhin war ich schon in Vietnam und Malaysia gewesen, hatte in Singapur und auf einigen indonesischen Inseln ein wenig Zeit verbracht. Aber ich verzichtete darauf, ihm das zu erzählen.
Es hätte sicher nichts gebracht. »Denk dran!«, sagt er. »Full Moon Party in Thailand.« Er nickte mir zu, dann ging er weiter.
»Aha«, sagte ich nur.
Dann blickte ich aufs Meer hinaus. Dort schimmerte der Vollmond, sein Licht verwandelte die Wellen in ein Meer aus glitzernden Flecken. Um das zu genießen, brauchte ich keinen DJ und keine Musik.
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