Ich gestehe, dass ich gerne Western-Romane lese, wenngleich nur selten. Mir ist bewusst, dass es sich dabei um keine realistischen Darstellungen handelt, sondern um Geschichten, die häufig eher an Fantasy erinnern. Das stört mich allerdings nicht, wenn ich einen solchen Roman lese.
Wer sich mit dem Thema beschäftigt, merkt schnell, dass oft behauptet wird, dieser oder jener Autor stelle die Zeit des sogenannten Wilden Westens besonders realistisch dar oder sei gar »authentisch«, was immer das im Einzelfall heißen mag. Mit seinem Sachbuch »Hundert Jahre deutsche Westernmythen« greift Rainer Eisfeld die Tatsache auf, dass vor allem im deutschsprachigen Raum das Genre gemocht wurde, vor allem mit dem Zusatz »realistisch« oder »echt«.
Eisfeld ist mir seit langem bekannt, seine Arbeiten zur Science Fiction sind für jeden Interessenten des Genres lesenswert. Weniger bekannt ist, dass der Politologe sich auch mit Western und ihren Mythen beschäftigte; mir war nicht einmal klar, dass er schon in den fünfziger Jahren einige Western-Romane ins Deutsche übersetzt hatte.
Ich fand seine Darstellung höchst spannend. Schon der Autor Friedrich Armand Strubberg behauptete – lange vor Karl May –, dass seine Geschichten aus dem Wilden Westen allesamt wahr seien. Karl May machte es mit seinem Old Shatterhand nach, und noch in den 50er-Jahren wurden die frei erfundenen Geschichten von Billy Jenkins als »Wahrheit« verkauft. Mit H. J. Stammel, der den Begriff »authentic western« in den 80er-Jahren auf seine Romane drucken ließ, reicht Eisfelds Darstellung bis in die Neuzeit.
Eisfeld zeigt auf, welche Geschichten die jeweiligen Autoren erfanden, wo die historische Wahrheit steckt und wie sie von den Autoren aufgebauscht wurde. Das ist vor allem für Western-Leser wie mich spannend, sollte aber auch die Menschen interessieren, die sich für Unterhaltungsliteratur insgesamt interessieren. Sehr lesenswert!
(Erschienen ist das Buch als Paperback im Verlag Dieter von Reeken. Man kann es überall im Buchhandel kaufen; es umfasst 197 Seiten, enthält viele Abbildungen und kostet 17,50 Euro.)
Wer sich für das Sachbuch interessiert, findet auf der Internet-Seite des Verlags Dieter von Reeken zahlreiche weitere Informationen:
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