Hauptfigur ist eine junge Frau, die auf der Straße lebt und sich von gelegentlichen Diebstählen und Einbrüchen ernährt. Als sie in das Haus eines wohlhabenden Herrn einbricht, wird sie von dessen Dienern gefasst. Wie sich herausstellt, hat sie ausgerechnet bei Professor Moriarty versucht, etwas zu stehlen. Doch dieser erweist sich nicht als gefährlicher Gangster, sondern als intellektuell hochstehender Geisteswissenschaftler, der ihr einen Pakt anbietet.
Sie willigt ein, und ab diesem Moment ist sie offiziell die Helferin eines Mannes, der in einem Kriminalfall zu Rate gezogen wird. Bei diesem Fall handelt es sich offenbar um eine Serie von Morden, die allesamt ziemlich scheußlich sind. Sie werden nicht im Detail geschildert, aber die Brutalität wird klar. Menschen aus den oberen Etagen der Gesellschaft fallen der Serie zum Opfer, und es scheint einen Zusammenhang zu geben, der sich der Polizei nicht erschließt.
Man benötigt das Genie von Professor Moriarty – auch deshalb, weil Sherlock Holmes als tot gilt – und das Geschick der jungen Frau, die sich in den »Randgebieten« der Gesellschaft gut bewegen kann, um an den Täter heranzukommen. Langsam enthüllt sich ein Plan, der mit politischen Machenschaften und nationalem Wahn gleichermaßen zu tun hat …
»Moriarty und der Schächter von London« erweist sich als eine gut geschriebene und packende Mixtur aus Kriminalroman und historischem Wälzer, und er wirkt ausgesprochen sorgsam recherchiert. Der Verlag bezeichnet den Roman selbst als »viktorianischen Krimi«, was absolut zutrifft. Manchmal sind es mir zu viele Details, wenn Oliver Hoffmann einzelne Straßen oder Gebäude beschreibt, andererseits vermittelt das aber einen guten Eindruck vom London des späten 19. Jahrhunderts.
Mir gefiel die Art und Weise, Moriarty nicht als den finsteren Bösewicht darzustellen, wie er sonst in den Sherlock-Holmes-Geschichten gezeigt wird. Diesen anderen Blick auf Moriarty gibt es öfter, ich weiß, aber hier hat es mich überzeugt – vielleicht deshalb, weil der Professor aus der Perspektive der jungen Frau gezeigt wird. Sie wiederum hat dann eher Probleme mit den Holmes-Brüdern …
Gelungener Roman, vielleicht auch der gelungene Start zu einer Reihe – und nicht nur für Sherlock-Holmes-Fans gut geeignet!
Erschienen ist der Roman als schön gestaltete Hardcover-Ausgabe im Dryas-Verlag (auf der Verlagsseite gibt es eine Leseprobe). Er ist 264 Seiten stark und kostet 24,00 Euro.
(Diese Rezension erschien bereits im April 2023 auf der Internet-Seite der PERRY RHODAN-Serie und wird an dieser Stelle zur Dokumentation wiederholt.)
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