Die zwanziger Jahre: Drei Bergsteiger brechen zu einer streng geheimen Mission in die Bergewelt des Mount Everest auf. Ein Brite, ein Franzose und ein Amerikaner sollen die Leiche eines abgestürzten Engländers bergen; dafür stellt ihnen seine Familie große finanzielle Mittel zur Verfügung. Die drei Männer organisieren alles, dann starten sie ihre Reise.
Mit »Der Berg« hat Dan Simmons einen Roman geschaffen, an den ich mich einige Jahre lang nicht heranwagte. Das Thema Bergsteigen interessiert mich nicht sonderlich, auch wenn ich selbst gern auf Berge gehe oder fahre – in meiner Kindheit las ich Bücher über den Nanga Parbat oder die Alpenbesteigungen, seither ignorierte ich das Thema. Simmons schaffte es mit seinem Roman immerhin, dass ich mir im Interview viele ergänzende Informationen zum Mount Everest und den diversen Expeditionen auf diesen Berg durchlas.
Die Werbung des Verlags versucht teilweise, einen phantastischen Roman aus dem Thema zu machen. Sie vermittelt den Eindruck, als würden die Bergsteiger im Gebirge von irgendwelchen Monstern verfolgt. Tatsächlich wird der Mythos des Yeti an einigen Stellen erwähnt, er ist aber nie handlungstragend. Wichtig sind die menschlichen Gegner, die im letzten Fünftel des Buches auftauchen, am wichtigsten aber sind die Gefahren durch den Berg selbst.
Und das schildert Simmons mit einer Wucht, die mich sprachlos macht. Der Autor schildert viele Details, die mich nicht interessieren würden, in einer Art und Weise, dass ich sie fesselnd finde. Kletteraktionen in den Alpen oder in Wales dienen als Vorbereitung für die Everest-Expedition; es gibt Begegnungen mit Nazis in Deutschland, und man muss sich erst einmal Ausrüstungsgegenstände in Frankreich und in der Schweiz besorgen, bevor es losgeht.
»Der Berg« ist ein Roman, der mir bis ins haarkleinste Detail recherchiert vorkommt. Man ist nach der Lektüre wirklich schlauer, was die Details des Bergsteigens im Allgemeinen und der frühen Everest-Expeditionen im Besonderen angeht. Manchmal nervt das fast schon: Man möchte ja wissen, wie die Handlung voranschreitet. Aber letztlich ist es doch wichtig, welche Art von Eispickel die Bergsteiger mitnehmen und welche Erfahrungen sie vor ihrem großen -Abenteuer sammeln.
Der politische Teil des Romans wirkt ein wenig aufgesetzt, sorgt am Ende aber für Spannung und einen ungewöhnlichen Ausklang. Für meinen Geschmack hätte man das weglassen oder sogar weiter reduzieren können; die reinen Bergsteiger-Abenteuer tragen die packende Geschichte. Man braucht halt Zeit für die Lektüre, weil man am Ball bleiben sollte ...
»Der Berg« ist ein typischer Dan-Simmons-Roman: prallvoll erzählt, in einer Art und Weise, die einen unweigerlich packt. Man braucht ein wenig Geduld, um in das Thema reinzukommen, aber er lohnt sich. (Ich habe die Hardcover-Ausgabe gelesen, die sich im Regal zudem super macht!)
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