Ich mag die Geschichten um den Commissario Montalbano, die der sizilianische Schriftsteller Andrea Camilleri über viele Jahre hinweg verfasste. Zuletzt las ich den Roman »Die Botschaft der verborgenen Bilder«, der zu Beginn des Jahres 2023 in deutscher Sprache erschienen war.
Wie es bei manchen der Montalbano-Bände durchaus üblich ist, gibt es wieder einen skurrilen Hintergrund, vor dem gewissermaßen die Ermittlungen ablaufen. Der Hintergrund sind Dreharbeiten: Ein schwedisches Team ist in der Stadt, um einen Film zu drehen, der in der Vergangenheit spielt.
Dieser Blick in die Jahrzehnte wiederum löst in einem Mann allerlei Erinnerungen auf, und er schaut sich alte Schwarzweiß-Filme an. Das wiederum führt zu Ermittlungen und zum Stochern in einem halb vergessenen Fall …
Seien wir ehrlich: Der eigentliche Kriminalfall oder die Verkettung von Fällen sind nicht so wichtig bei diesem Roman. Er zeigt Montalbano in seinem sozialen Umfeld, er schildert die Beziehungen zwischen ihm, seinen Kollegen und seiner Freundin, und er macht immer wieder klar, wie moralisch die Figur eigentlich ist.
In einer Passage macht sich Montalbano beispielsweise seine Gedanken über die Flüchtlinge, die verzweifelt versuchen, über das Mittelmeer nach Europa zu kommen und oft in Sizilien an Land gehen. Seine Abneigung gilt den Mächtigen und der Mafia – häufig identisch –, sein Mitgefühl gilt den »kleinen Leuten« und den Menschen am Rand der Gesellschaft.
Am Ende sind natürlich alle Probleme gelöst, die Filmleute ziehen ab, und die kleine sizilianische Stadt kann weiterhin so quirlig bleiben, wie sie ist. Das alles schildert Camilleri in unterhaltsamer und gleichzeitig klarer Weise. Manche Dialoge sind lustig, andere sind sehr ernsthaft; immer wieder gibt es Szenen voller Wehmut und Melancholie.
Auch wenn »Die Botschaft der verborgenen Bilder« sicher keiner der besten Montalbano-Romane ist, hat er doch wunderbar unterhalten. Bewundernswert, wie der – damals schon alte – Schriftsteller noch zu arbeiten vermochte, auch wenn er diesen Roman schon nicht mehr schreiben konnte, sondern diktieren musste.
Informationen zu »Die Botschaft der verbrgenen Bilder« gibt es auf der Internet-Seite von Bastei-Lübbe, natürlich in Verbindung mit einer Leseprobe.
AntwortenLöschenHier:
https://www.luebbe.de/luebbe-belletristik/buecher/krimis/die-botschaft-der-verborgenen-bilder/id_6846833