In all den Jahren, in denen ich die Frankfurter Buchmesse besucht hatte, war ich nie im Kongresszentrum. Deshalb brauchte ich auch einige Zeit, bis ich den Raum fand, in dem »mein« Programmpunkt stattfinden sollte. Es war der Freitagmorgen, 21. Oktober 2022.
Durch menschenleere Gänge und über fast menschenleere Rolltreppen eilte ich zu einem Raum, der den hübschen Namen »Emotion 2« trug, in dem sich immerhin einige Dutzend Leute eingefunden hatten; der Anteil an Frauen dürfte bei drei Vierteln gelegen haben. Und um den Anteil von Frauen ging es zu dieser frühen Stunde tatsächlich nicht nur einmal.
Unter dem Motto »The Future Is Female« sprachen wir über die Rolle von Autorinnen innerhalb der Science Fiction. Moderiert wurde von der Autorin Diana Menschig.
Zu Beginn hielt Theresa Hannig, selbst eine sehr engagierte Schriftstellerin, einen kurzen und informativen Vortrag, den sie mit vielen Zahlen garnierte: Wie viele Frauen schrieben im deutschsprachigen Raum denn eigentlich Science Fiction, wie viele haben bisher eigentlich Preise erhalten, und wie sieht es im allgemeinen Literaturgeschäft aus?
In der späteren Diskussion verwies ich auf meine Sicht der Dinge: In den fünfziger Jahren war die Trennung der Geschlechter bei den Unterhaltungsromanen extrem ausgeprägt, und die Science Fiction wurde allgemein bei den »Männer-Romanen« einsortiert. Das hat sich erst in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten geändert.
Ich war mir im übrigen auch sicher, dass der Stil eines Romans sich weniger vom Geschlecht herleitet als von den gesellschaftlichen und sozialen Bedingungen, unter denen eine Autorin oder ein Autor schreibt. Ein Verkäufer im Supermarkt schreibt anders als eine Ingenieurin im Planungsbüro, ein Mensch mit Migrationshintergrund anders als jemand, dessen Familie seit drei Generationen im gleichen Dorf lebt.
Insgesamt fand ich das alles sehr spannend und interessant. Hinterher redeten wir im kleinen Kreis noch über die gleichen Themen weiter; so hatte ich einen guten Start in die diesjährige Buchmesse in Frankfurt.
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