Robert Corvus ist ein Autor, der sich in den verschiedensten Bereichen der phantastischen Literatur zu behaupten weiß. Mit seinen Fantasy-Romanen stand er bereits mehrfach auf der Bestsellerliste, bei PERRY RHODAN begeistert er seine Leser mit ideenreicher Science Fiction, und seine eigenständigen Science-Fiction-Romane werden stets von der Kritik gelobt. Von ihm stammt der Roman »Sternenbrücke«, der im Frühjahr 2022 im Piper-Verlag veröffentlicht worden ist.
Bei seiner Geschichte behält der Autor vor allem eine Figur im Fokus: Yul Debarra ist ein Arzt, der unter einem Trauma leidet. Seine Frau hat an fortgeschrittenen Computersystemen gearbeitet und ist verschollen – die Sternenbrücke zu einer fernen Welt namens Anisatha ist zusammengebrochen. Will man die Sternenbrücke wiederherstellen, muss erst ein Raumschiff dorthin fliegen, damit die Besatzung alle technischen Einrichtungen reparieren kann. Debarra willigt ein, diesen Flug mitzumachen, auch wenn das bedeutet, dass er sich für über hundert Jahre in einen Kälteschlaf legen muss.
Als es zur Begegnung mit den Bewohnern von Anisatha kommt, stellt man fest: Nach gut 150 Jahren hat sich dort eine eigenständige menschliche Kultur entwickelt, deren Angehörige nichts mehr mit der Erde zu tun haben wollen. Die Konfrontation beginnt …
Debarra muss sich entscheiden. Will er weiterhin die von Konzernen geprägte Kultur der Erde unterstützen, oder soll er sich auf das Risiko einlassen, sich der Kultur von Anisatha anzuschließen, egal, wie fehlerhaft diese sein mag?
Robert Corvus schreibt spannend, seine Darstellung der Hauptfigur ist stets glaubhaft. Action und Sex, Beschreibungen und politische Gedankenspiele – das alles wird aus einer klaren Erzählhaltung heraus vermittelt. Dadurch bleibt das Geschehen stets plastisch, der Roman ist von Anfang bis Ende sehr unterhaltsam.
Mir persönlich gefiel, dass der Autor zwei Gesellschaftssysteme herausarbeitete, die beide ihre Schwächen und Stärken haben: Beide sind für das jeweils andere sehr fremdartig, obwohl sie alle »nur« von Menschen betrieben werden.
Seine Hauptfigur hat selbst ihre Ecken und Kanten. Ihr Verhalten gegenüber dem anderen Geschlecht ist zumindest diskutabel, seine Flucht in eine virtuelle Welt macht sie auch nicht unbedingt sympathisch. Damit wiederum wirkt Debarra aber wesentlich lebensnaher als ein strahlender Held, wie man ihn sonst oft in unterhaltender Literatur findet. Und weil Debarra seine Ecken und Kanten hat, nimmt er die politischen Systeme jeweils unterschiedlich dar, wechselt zwischendurch auch mal seine Meinung.
»Sternenbrücke« ist ein Science-Fiction-Roman, in dem die technischen Beschreibungen eher kurz gehalten sind, in dem es vor allem um Gesellschaften geht – und natürlich um die Menschen, die sich in ihnen bewegen müssen. Der Roman lädt somit auch zum Mitdenken und Reflektieren ein, und das mochte ich sehr. Empfehlenswert!
(Diese Rezension erschien bereits auf der Internet-Seite der PERRY RHODAN-Serie und wird an dieser Stelle zu Dokumentationszwecken wiederholt. Ist ja schließlich auch ein subjektiver Text von mir ...)
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