Seit der Roman im Jahr 1973 zum ersten Mal veröffentlicht wurde, hat »Die Türme des Februar« der niederländischen Autorin Tonke Dragt mehrere Auflagen erlebt. Auch im deutschsprachigen Raum wurde das Buch mehrfach publiziert. Es gibt sogar eine deutschsprachige Musical-Version. Ganz aktuell liegt das Buch seit Ende 2021 als schöne Hardcover-Ausgabe im Verlag Freies Geistesleben vor, und diese habe ich gelesen.
Aktuell boomt die phantastische Literatur im Jugendbuchsektor; in manchen Buchhandlungen findet Fantasy nur noch im Jugendbuch statt. Allerdings beklage ich seit längerem, wie langweilig schon die Inhaltsangaben vieler phantastischer Jugendromane klingen: Gestaltwandler und Tier-Fantasy, magische Internate und verlorene Prinzen – alles war schon hundertfach da. (Für die jugendlichen Leser sind das sicher trotzdem tolle Romane; sie kennen nicht die literarischen Vorbilder, von denen abgekupfert wird.)
Ein Roman wie »Die Türme des Februar« ist auf jeden Fall originell und passt kaum in die heutige Zeit. Er ist geheimnisvoll und phantastisch. Allein schon die Form fällt auf: Der Roman tut so, als sei er ein Tagebuch, das durch Kommentare und Erläuterungen der Autorin ergänzt wird. Verschiedene Menschen haben in dieses Tagebuch geschrieben, manche Seiten sind in Spiegelschrift verfasst, es gibt unvollständige Sätze oder auch Seiten, die nicht verständlich sind.
Und wer das Buch dann liest, muss sich einen Teil der Handlung selbst erschließen: Man bekommt nicht alle Informationen sofort vor die Nase gehalten, sondern muss mitdenken und seine eigene Phantasie die eine oder andere Verbindung selbst herstellen lassen.
Die Hauptfigur ist ein Junge, der sein Gedächtnis verloren hat. Er läuft durch die Dünen an einem Strand, er sieht seine Fußspuren, er nimmt die großen Türme wahr, die sich in der Nähe erheben, und er trifft Menschen, die mehr über ihn zu wissen scheinen als er selbst. Erst nach einiger Zeit erkennt er die Zusammenhänge.
Tonke Dragt ist in den Niederlanden eine bekannte Autorin von Kinder- und Jugendbüchern. Mit »Die Türme des Februar« legt sie einen Roman vor, der mit dem Thema der parallelen Welten spielt – ohne dass dieser Begriff jemals fällt. Offensichtlich ist es manchen Menschen möglich, von einem Universum in das andere zu wechseln.
Die Autorin verzichtet auf technische Details oder weitere Erklärungen. Da sie alles strikt aus der Sicht ihres jugendlichen Helden erzählt, der immer wieder neue Beobachtungen in sein Tagebuch schreibt, wäre das auch falsch. Als Leser ist man immer eng an ihrer Hauptperson dran, man fühlt mit ihr, man erlebt die verwirrenden Szenen ebenso mit wie die zaghaft keimende Verliebtheit mit einem Mädchen am Strand.
Der Verlag spricht in seiner Werbung unter anderem davon, dass der Roman »philosophisch« sei. Das halte ich für übertrieben. Es handelt sich bei »Die Türme des Februar« um einen zeitlosen Roman, der sich unabhängig von allen modischen Strömungen der phantastischen Literatur immer noch sehr gut lesen lässt. Ich fand ihn faszinierend und mochte es sehr, den Gedanken der Hauptfigur zu folgen, und ich denke, das wird vielen Leser ähnlich gehen.
Empfehlenswert ist dieses phantastische Jugendbuch – so ab zwölf Jahren – nicht nur für Jugendliche, die gerne mal »andere« Phantastik lesen wollen, sondern ebenso für Erwachsene. Eine schöne Lektüre! Erschienen ist »Die Türme des Februar« als Hardcover mit Schutzumschlag im Verlag Freies Geistesleben. Das Buch ist 238 Seiten stark und kostet 19,00 Euro.
(Die Rezension erschien bereits auf der Internet-Seite der PERRY RHODAN-Redaktion und wird hier nur aus Dokumentationszwecken wiederholt.)
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