Was harmlos beginnt, fast schon lächerlich, wird am Ende richtig fies. Der sechzehnte Fall für den Commissario Montalbano ist alles andere als eine »kurzweilige Reise in die charmante mediterrane Welt«, wie es der Werbetext behauptet. Der Roman führt tief in die Abgründe eines gemeinen Mörders und ist gleichzeitig ein Ratespiel für die Leser.
Wobei das Buch wirklich skurril anfängt ... bei der Lektüre von »Das Spiel des Poeten« musste ich mehrfach laut auflachen. Bei einer Hausdurchsuchung wird eine Gummipuppe gefunden, und die Journalisten machen sich über die Polizei lustig. Später taucht eine ähnliche Gummipuppe in einer Mülltonne auf, und die Polizei geht zuerst von einem Mord aus – bis man zu spät bemerkt, dass es sich nicht um eine Leiche handelt.
Andrea Camilleri, der große italienische Schriftsteller, erzählt in diesem Roman anfangs von der Arbeit einer chronisch unterbesetzten Polizei, die sich auch mit der Öffentlichkeit und ihrer Kritik herumschlagen muss. Doch schnell wird aus dem eher lustigen Hin und Her wegen einer Gummipuppe der dramatische Fall einer Entführung: Ein attraktives Mädchen aus armer Familie ist verschwunden, es gibt keine konkreten Hinweise, doch ein unbekannter Mensch schickt seltsame Briefe an den Commissario …
In seiner unnachahmlichen Art führt Camilleri durch die Handlung. Sein Commissario ist ein Genussmensch, der gern isst und trinkt und der mit seinen Kollegen und Untergebenen nicht immer nett umgeht. Das wirkt alles immer locker und lässig, und umso härter trifft einen dann, wie sich der eigentliche Kriminalfall entwickelt.
Dass die Mafia, die bei Camilleris Romane im Hintergrund stets eine Rolle spielt, diesmal nicht auftritt hat, ist folgerichtig – letztlich handelt es sich »nur« um einen Mord. Der aber wirkt, auch wenn keinerlei Grausamkeit geschildert wird, im Leser nach.
»Das Spiel des Poeten« ist ein Roman, den man wieder ohne jegliche Vorkenntnisse lesen und verstehen kann: eine eindrucksvolle Milieuschilderung, verpackt in zeitweise sehr humoristische Dialoge.
Weitere Informationen zu »Das Spiel des Poeten« gibt es auf der Internet-Seite des Verlages; dort kann man auch in das Werk hineinlesen.
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