23 März 2022

Feine Deutsche Art waren cool

Ich sah die Band Feine Deutsche Art aus Düsseldorf nie, aber ihre Musik hörte ich oft. In den 80er-Jahren kaufte ich mir ihre Kassette – wahrscheinlich bei »Euer Geld Ist Unser Geld«, dem Kassettenvertrieb aus Münster –, die ich so oft anhörte, bis sie ausgeleiert war. Und so freute ich mich sehr, als 1991 eine EP veröffentlicht wurde, auf der alle vier Stücke enthalten sind. Ich hörte sie mir jüngst wieder an und fand sie immer noch gut.

Die Band spielte Deutschpunk, aber er hatte wenig zu tun mit dem Sound, der zu jener Zeit üblich war. Man war durchaus melodisch, aber weit entfernt von poppigen Klängen. Man klang schroff, aber selten so abgehackt, wie das viele Deutschpunk-Bands machten.

Ich mag das heute noch. Die Stimme des Sängers klingt immer ein wenig atemlos. Die knappen Texte schleudert er geradezu hinaus, dazu schrammeln die Gitarre, wummert der Bass und klopft das Schlagzeug, alles in einem atemlosen Rhythmus, der sich anfühlt, als gehe einem die Zeit.

Ausdrucksstark sind die Texte, die ein wenig kryptisch sind, die sich einer klaren Aussage verweigern. Man singt nicht über den Atomkrieg, nicht über den Staat, den man als Punk zu bekämpfen hat, sondern über Themen, die aus dem eigenen Kopf kommen.

»Ich laufe durch die Straße, mit der Waffe in der Hand«, heißt es in dem Stück »Einzelkämpfer«. »Ich laufe durch die Straße, meine Ohnmacht ist verschwunden.« Was wie eine Aufforderung zu sinnloser Gewalt klingt, ist offenbar überhöht zu verstehen. »Die Kälte dieser Welt / gegen meinen Lebenswillen« wird als Grund für vieles genannt.

Und dann gibt es einen Refrain, der den negativen Ton des Stücks fast ins Gegenteil verkehrt. Dieser Satz wird mehrfach wiederholt, in einem fast schon stoischen Ausbruch. »Glaub bloß nicht, es ist zu spät, glaub bloß nicht, dass nichts mehr geht.«

Oder das Stück »Revolution«, in dem es nicht vom Krieg in den Straßen oder vom Bau revolutionärer Barrikaden geht. Eine typische Textzeile: »Wir brauchen neue Helden, wir brauchen neuen Zeiten, wir brauchen Mut zur Zukunft, wir müssen Vergangenes vergessen« – das ist untypisch für das Jahr 1983, in dem die Band diese Stücke aufnahm. »Revolution – wir machen eine neue Zeit« wird dann auch mehrfach erwähnt; der Slogan lädt wegen der schlichten Melodie und der klaren Zeile zum Mitschreien und Mitsingen ein.

Ich mag die schlichte Lyrik und die schlichte Musik der Band nach wie vor. Sie sind Beleg dafür, dass Schlichtheit oftmals etwas Gutes und Starkes ist. Deutschpunk von 1983 halt!

3 Kommentare:

  1. Jemand hat die Vinylversion von »Von Anfang an« von FEINE DEUTSCHE ART auch bei YouTube eingestellt. Dort kann man sich die Cassette in der veröffentlichten Version von 1991 anhören:
    https://www.youtube.com/watch?v=HbVPeHWImuw

    AntwortenLöschen
  2. Die single hab ich auch.Find ich immer noch gut.

    AntwortenLöschen
  3. Heute in der Spätschicht aus langeweile ne Melodie gepfiffen.Unbewusst.
    Es war die Melodie vom Song Revolution.Einfach so,ich musste grinsen.

    AntwortenLöschen

Leider ist es auch in diesem Blog nötig geworden, Kommentare vorher zu »filtern« und sie erst danach freizuschalten. Ich bedauere das sehr, möchte diese »Sicherungsfunktion« aber beibehalten. Dieser Blog soll keinen Menschen für Beleidigungen und anderes zur Verfügung stehen, die im Zweifelsfall tagelang online sein könnten.

Bitte habt dafür Verständnis - und nötigenfalls auch mal 24 Stunden oder länger Geduld.