Aus der Serie »Ein Bild und seine Geschichte«
Ich lernte das Bärbele nicht mehr kennen. Die Frau starb, als ich ein kleines Kind war. Mir wurde sie vor allem dadurch immer bewusst, dass wir ihr Grab pflegten. Sie war auf dem Friedhof von Dietersweiler beerdigt worden, meine Eltern hatten ihr Sparbuch geerbt und sollten davon die Grabpflege übernehmen. Das machten sie auch über Jahrzehnte hinweg.
Das Bärbele war eine Tante oder Großtante meines Vaters. Die alte Dame wohnte in der Lautermühle, einem Weiler unweit des Dorfes. Die Lautermühle war für uns Dorfkinder ein geheimnisvoller Ort: Es gab eine Mühle, es gab Landwirtschaft, es gab Bäche und vor allem viel Wald. Da sie auf der anderen Seite des Dorfes lag, war sie nicht unbedingt mein Revier.
Mein Vater hatte als Kind viel Zeit in der Lautermühle verbracht. Daher war er mit der Mühle und dem Bärbele verbunden. Er mochte die alte Frau sehr.
Das Bild stammt aus dem Jahr 1965. Es zeigt das Bärbele in der Mitte, meinen Vater und eine mir unbekannte Frau. Ganz im Hintergrund sieht man eine Frau mit weißer Handtasche; das könnte meine Mutter sein.
Sieht man sich die Kleidung an, war man damals bei einem Sonntagmittagsbesuch: Die Damen tragen ihr Kostüm und eine Handtasche, mein Vater geht im Anzug spazieren. Nur das Bärbele trägt die einfache Kleidung einer Bäuerin, inklusive eines Kopftuches.
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