Was für eine Geschichte! Kann man sie schon als Roman bezeichnen, oder ist es eine Novelle? Kann man sie als »leichte Unterhaltung« ansehen, oder ist es Phantastik? Ich las »Tracys Triger«, eine klassische Geschichte von William Saroyan, in der deutschen Erstausgabe von 1953, in der damaligen Übersetzung und mit den Zeichnungen jener Zeit. (Es gibt auch eine recht moderne Taschenbuchausgabe. Die kenne ich nicht.)
Tracy ist ein junger Mann, der in San Francisco davon träumt, Karriere zu machen. Seine Träume sind bescheiden: Als nächstes wäre er gern Kaffeetester in der Kaffeerösterei, in der er arbeitet. Was keiner weiß: Tracy wird die ganze Zeit von einem Tiger begleitet, der allerdings wie ein schwarzer Panther aussieht und den außer Tracy niemand sieht, mit dem er sich aber immer wieder unterhält.
Dann trifft er Laura, eine junge attraktive Frau, in die er sich spontan verliebt, und sein Leben verändert sich komplett. Wie sehr es sich wirklich verändert, merkt Tracy erst nach mehreren Jahren. Wie sein Tiger, ein Polizist und einige andere Menschen am Ende zusammenfinden, das hat etwas Phantastisches, ohne Fantasy oder dergleichen zu sein.
»Tracys Tiger« ist im Prinzip eine träumerische Liebesgeschichte, einer von den Texten, die man mit Vergnügen liest, ohne so richtig greifen zu können, worin ihre Faszination liegt. Übrigens wurde auf Basis des kurzen Romans, der offenbar einige Leute nachhaltig beeindruckt hatte, auch ein Musical aufgeführt, das ganz gute Kritiken erhielt.
»Tracys Tiger« ist ein kurzer Roman, der sich sehr leicht liest, in den man aber auch einiges hineininterpretieren könnte. Heute würde man ihn wohl in die Ecke der Popliteratur stecken. Er vermittelt einen winzigen Ausschnitt des Lebensgefühls der frühen 50er-Jahre. Auch heute noch lesenswert, finde ich!
Die Wikipedia hat zu William Saroyan einen recht übersichtlichen Artikel, wenn man bedenkt, wie einflussreich dieser Autor offenbar war:
AntwortenLöschenhttps://de.wikipedia.org/wiki/William_Saroyan