Es ist schon einige Zeit her, dass die drei Bände der Comic-Trilogie »Neandertal« im Splitter-Verlag erschienen. Ich kam erst dieser Tage dazu, sie zu lesen – die Lektüre wurde immer hinausgeschoben, weil mich das Thema Ur- und Steinzeit eigentlich kaum interessiert. (Schon als Junge mochte ich die Steinzeit-Comics nicht, die in »Zack« veröffentlicht wurden.) Dabei ist »Neandertal« richtig gut.
Im ersten Band, der den schönen Titel »Der Jagdkristall« trägt, wird die Hauptfigur eingeführt. Laghou ist schlauer als die anderen Neandertaler seiner Sippe, ist aber gehbehindert. Deshalb halten ihn seine Brüder für einen Krüppel und für minderwertig, obwohl er es ist, der die Waffen für die Jagd herstellt und sie damit ausrüstet.
Laghou wird Zeuge eines Verrates innerhalb seiner Sippe und muss auf eine lange Wanderschaft gehen. Er lernt andere Sippen kennen, schmiedet Allianzen und kehrt – am Ende des dritten Bandes – zu seiner Sippe und zu seinem Stamm zurück. Dazu kommt eine zarte Liebesgeschichte, die sich am Ende ebenfalls zum Guten wendet.
Niemand weiß, wie das mit den Neandertalern wirklich war. Welche Kultur hatten die Frühmenschen, die vor Jahrzehntausenden in Europa lebten? Wie war ihre Sprache, wie verhielten sie sich untereinander?
Der Comic-Künstler Emmanuel Roudier geht in seiner Trilogie auch solchen Fragen nach, die er in seinen Nachworten vertieft. Sein Held ist ein Neandertaler, der sprechen kann, der Gefühle empfindet, der sich streckenweise wie ein aufgeschlossener Mensch verhält, der sich mit Wölfen anfreundet und trotzdem an Geister und andere magischen Dinge glaubt.
Roudiers Geschichte ist spannend, sie zieht einen in ihren Bann. Das liegt nicht nur an der Erzählweise, die sehr auf Abenteuer einerseits setzt, aber andererseits immer wieder Freundschaft und Kameradschaft ins Zentrum stellt, sondern vor allem an der Grafik. Die Bilder sind in einem sehr realistischen Stil gehalten, man kann sich alles sehr gut vorstellen.
Laghous Reise durch weite Ebenen, über schroffe Bergketten und tiefe Wälder ist stark illustriert. Die Begegnungen mit wilden Tieren – auch wenn es nicht immer Action gibt – finde ich eindrucksvoll gezeichnet, die Welt der Neandertaler wirkt auf mich sehr realitätsnah.
Keine Ahnung, ob man so etwas wie »Neandertal« nun als »histrorisch« oder »phantastisch« bezeichnen könnte oder sollte. Die Geschichte ist auf jeden Fall sehr gut erzählt und toll gezeichnet. Wer eine Freude an spannenden Comic-Abenteuern hat, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren!
Auch für die drei Bände des Comics »Neandertal« stehen auf der Internet-Seite des Splitter-Verlages Informationen und Leseproben zur Verfügung – hier ist der Link zum ersten Band mit dem Titel »Der Jagdkristall«:
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