Im Pendragon-Verlag erschien zu Beginn der Nuller-Jahre eine sieben Bände umfassende Reihe, die den Schriftsteller Hans Herbst präsentierte. Das vierte Buch mit dem Titel »Stille und Tod« schickte mir der Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar, aber es versackte in einem der Stapel ungelesener Bücher. Dieser Tage las ich es endlich.
»Stille und Tod« umfasst elf Texte. Manche erreichen die Länge einer Kurzgeschichte, andere wiederum sind Erzählungen. Häufig könnte man die Geschichten auch als Kurzkrimis bezeichnen; sie haben aber nichts mit der einfachen Struktur jener Krimis zu tun, die früher gern in Zeitungen und Zeitschriften abgedruckt werden. Hans Herbst hat einen düsteren, zugleich sehr realistisch anmutenden Ton, der mich sehr beeindruckt hat.
Die Hauptfiguren der Geschichten sind stets Männer, Frauen spielen nur eine Rolle am Rand. Diese Männer sind fast immer Kriminelle, oder sie haben mit einem kriminellen Milieu zu tun. Sie kommen aus dem Gefängnis, sie brechen ein, sie hantieren mit einer Schusswaffe oder einem Messer, sie sitzen in einer Bar und warten auf ihren Tod, sie träumen von der Vergangenheit und sind längst alt geworden. Häufig regnet es, und die Wände der Häuser sind ebenso grau wie die Gesichter der Figuren, die Hans Herbst in seinen Geschichten vorstellt.
Bei manchen Geschichten gibt es Bezüge zu Südamerika und Frankreich, zu Weltregionen also, in denen der Autor zeitweise gelebt hat. Dort haben auch seine Figuren einen Teil ihres Lebens verbracht, dort haben sie sich Verletzungen geholt oder Feindschaften eingehandelt, die sie bis ans Lebensende begleiten werden. Man vergisst in dem Milieu, das der Autor schildert, offenbar keine vergangene Untat.
Die Geschichten in »Stille und Tod« haben mich allesamt gepackt. Ihr Tonfall ist trocken, die Beschreibungen einzelner Szene manchmal fast lyrisch. Das ist meist große Klasse, das fasziniert mich. Manchmal aber … Sagen wir so: Aus Redakteurssicht fand ich gelegentlich die Struktur der Absätze nicht gerade optimal – da hätte ich mir an mancher Stelle andere Absätze gewünscht, um die Dialoge besser zu strukturieren. Aber das ist Detailhuberei.
Das Buch ist klasse, die Geschichten von Hans Herbst sind spannend, und ich werde mir auch die weiteren Bände aus dieser Reihe besorgen. (Es sind übrigens schicke Hardcover-Ausgaben.)
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