Beim Gratis-Comic-Tag 2020 gab es auch einen ungewöhnlichen Western-Comic, den ich dieser Tage endlich lesen konnte. »Lincoln« stammt von dem Ehepaar Jérôme und Anne-Claire Jouvray als Zeichner sowie dem Bruder Olivier Jouvray als Texter – es handelt sich also um eine echte Familienproduktion. Veröffentlicht wird die mittlerweile sieben Bände umfassende Serie im Verlag Schreiber & Leser.
Die Geschichte selbst hat nicht viel mit Familie zu tun: Die Hauptfigur namens Lincoln wird 1887 geboren, in der Endphase des Wilden Westens, die Geschichten spielen also – wenn man es genau nimmt – zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Erzählt werden aber typische Western-Geschichten, zumindest wirkt es auf mich nach Lektüre des Gratis-Heftes so.
Lincoln ist ein bösartiger Mensch, der lieber betrügt und stiehlt, als einer ehrbaren Arbeit nachzugehen. Dann trifft er Gott, der ihn mit der Unsterblichkeit belohnt – und ab diesem Moment läuft das Leben des ziellos herumstreunenden Lincoln nach anderen Gesetzen ab als zuvor.
Die Geschichte ist sarkastisch; trockene Dialoge und knallige Szenen prägen die Handlung. Die Figuren sind nicht ohne Moral, aber sie gehen damit sehr locker um. Gott und der Teufel spielen ihre Rollen und staunen über das Verhalten der Wildwest-Bewohner. Das alles wird sehr schön erzählt; das gefiel mir.
Zeichnerisch hatte ich meine Probleme. Der Stil ist eher skizzenhaft: klare Linien, leicht verzerrte Figuren, weit mehr Funny als realistisch. Das passt allerdings wunderbar zum teilweise groben und überraschenden Humor der Serie.
»Lincoln« ist nicht gerade die Art von Comic, die ich mag, wenn ich an Western denke – aber wer eine originelle Geschichte zu schätzen weiß, findet darin sicher seine Freude.
Weitere Informationen zu »Lincoln« gibt es auf der Internet-Seite des Verlages Schreiber & Leser; dort gibt es auch Hinweise zu Rezensionen und dergleichen:
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