Als Schriftstellerin veröffentlichte Ursula K. LeGuin mehrheitlich Genre-Literatur in den Bereichen Science Fiction und Fantasy. Schon früh ließ sie in ihre Werke aber Aspekte einfließen, die bei ihren Kollegen eher selten waren: Die Autorin schuf beispielsweise ein glaubhaftes anarchistisches System, sie schrieb über wechselnde Geschlechter und brachte in ihre Romane und Geschichten weitergehende politische Gedanken ein. Damit wurde sie für viele ihrer Kolleginnen und Kollegen wegweisend.
Der Sammelband »Am Anfang war der Beutel« stellt fünf Beiträge der Autorin vor, die teilweise als Artikel veröffentlicht wurden oder die sie bei Veranstaltungen vorgetragen hatte. Die Texte sind durchwegs lesenswert, wenngleich sie sich nicht unbedingt locker »herunterlesen« lassen. Science Fiction spielt nur am Rand eine Rolle, es geht um gesellschaftliche Fragen oder die Schriftstellerei im Allgemeinen.
Schön finde ich den grundsätzlichen Gedanken, dass das erste Werkzeug, das Menschen benutzt haben, keine Waffe war und kein Faustkeil, sondern wohl eher ein Tragebeutel. Das heißt, dass man einen anderen Blick auf die menschliche Geschichte werfen könnte – es geht nicht immer nur um Gewalt und Krieg, sondern durchaus auch um friedfertiges und freundliches Suchen und Sammeln.
Ursula K. Le Guin stellt in diesen Aufsätzen ihre Sicht der Dinge dar. Die Texte sind unterschiedlich lang und komplex; teilweise muss man sich halt auf sie einlassen. Interessant ist ihre Darstellung von »Yang-Utopien«, die sie eher als solche versteht, die sich dem Fortschritt verschrieben haben, und den »Yin-Utopien«, die sie eher als organisch einstuft. Das muss man nicht bis ins Detail unterstützen – wichtig ist der Autorin letztlich eh, dass die Leser selbst nachdenken.
»Am Anfang war der Beutel« ist mit 96 Seiten nicht sehr umfangreich, benötigt aber durchaus ein wenig Zeit bei der Lektüre. Ich empfinde diese aber als lohnenswert, weil die Essays und das eine Gedicht einen interessanten Blick auf eine ungewöhnliche Autorin ermöglichen. Gern hätte ich eine Fortsetzung mit weiteren Artikeln oder Gedichten.
Erschienen ist das Sachbuch in einem kleinen Verlag namens Think-Oya; hier geht's zur Informationsseite des Verlages:
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